Meiningen. 25 Euro im Monat wollen die Schüler der Klasse 7a der Regelschule am Pulverrasen aufbringen, um Mary-grace Etcobanez von der philippinischen Insel Masbate ein besseres Leben zu gewährleisten. Sie öffneten ihre Augen für das Leid anderer Kinder in fremden Welten und wurden Pate.
„Kurz vor Weihnachten kam unsere Klassenlehrerin Maritta Mai mit dieser Idee und wir waren alle begeistert“, blickt Michelle Richter zurück. Über die Kinderhilfs-Organisation Plan knüpfte die Klasse Kontakt und machte sich schriftlich bekannt mit Mary-grace. Die Zwölfjährige ist das älteste von vier Kindern, lebt mit der Familie in einer sehr einfachen Hütte ohne Toilette oder fließend Wasser. Mangelernährung steht auf der Tagesordnung.
„Schrecklich krass“
„Das ist schrecklich krass. Wir könnten nicht ohne Toilette leben und aufs Feld gehen, wenn wir mal müssen“, meint Linda Petheö. Und Vanessa Dwucet ergänzt: „Wir haben Coca Cola und Fanta und alles, was wir wollen. Aber Mary-grace hat nicht mal genug zu trinken! Da fehlt es an Wasser und Essen. Ich kann mir das schlecht vorstellen.“ Und deshalb wollen die 20 Mädchen und Jungen der 7a Hilfe leisten für jene Menschen, „denen es nicht so gut geht wie uns“. Ivonne Borkmann: „Von Mitleid allein geht es Mary-grace nicht besser. Deshalb wollen wir die 25 Euro im Monat selbst erarbeiten und nicht unsere Eltern um Hilfe bitten.“
Sie wollen selbst Verantwortung übernehmen, die Siebenklässler. Geld erwirtschaften mit Kuchenbasar, einem englischen Frühstück für Mitschüler, mit Flohmarkt, einem Theaterstück. Auch eine Zeitung soll entstehen, um Geld einzubringen.
Lange Reise
In ihrem ersten Projekttag beschäftigten sich die 20 Schüler mit dem Land, in dem ihr Patenkind lebt, mit der Hilfsorganisation Plan und mit Mary-grace selbst. Auch einen Brief in Englisch haben sie verfasst, um sich vorzustellen. Der allerdings hat eine weite und lange Reise vor sich. Um Versandkosten zu sparen, schicken Plan und andere Geberländer die Paten-Post zur europäischen Sammelstelle nach Holland. So wird die Post für den Paten erst am 70. Tag nach Abgabe des Briefes in die Gemeinde des Empfängers gebracht – nachdem er etwa am 55. Tag in die Sprache des Patenkindes übersetzt worden ist im Plan-Projektbüro vor Ort.
Zwei Stunden Fußweg
„Mary-grace geht in eine Schule, die nicht mal Wände hat. Die Kinder sitzen auf der Erde, weil auch Tische und Stühle fehlen“, schüttelten die Schüler den Kopf. Ein großes Problem auf den Philippinen stellt die Arbeitslosigkeit dar. Demgegenüber stehen das starke Wachstum der Bevölkerung, die fortschreitende Verstädterung und die Umweltzerstörung durch Abholzung, Überfischung, Überdüngung und Monokulturen.
Das Internationale Kinderhilfswerk Plan will Hilfe zur Selbsthilfe leisten. „Bei Mary-grace soll eine Schule entstehen. So hätte das Kind nur noch 20 Minuten zu gehen, um in die Schule zu kommen. Jetzt sind es zwei Stunden“, ergänzt Englisch- und Geschichtslehrerin Maritta Mai. Plan engagiert sich unter anderem auch noch in Bolivien und Südamerika.
Benjamin Ullrich und seine Gruppe bastelten während des Projekttages ein Plakat, auf dem das Lebensumfeld, Klima, Geographie, auch die Gesundheitsversorgung der Philippinen aufgegriffen werden. „Es zieht uns alle ganz sehr dorthin. Wir möchten selbst sehen, wie Mary-grace lebt, was sie alles gelernt hat in der Zeit unserer Patenschaft. Und ob die neue Schule Wände hat …“ Schmunzelnd meint die Klassenlehrerin: „Unsere Klassenabschluss-Fahrt steht schon fest: Wir wollen auf die Insel Masbate.“
Anika Hartmann und Sophia Schenk gestalteten ein Plakat rund um Geschichte und Wirtschaft des Landes. So ist die 7a auch hier bestens vorbereitet, sollte es eines Tages zu den Philippinen gehen … Alle Plakate sind im Klassenzimmer aufgehängt, so dass Schüler und Gäste auf einen Blick informiert sind über die Patenschaft der 7a.
Sie erfahren, dass Kinderrechtsverletzungen auf den Philippinen wie Kinderarbeit, Straßenkinder und Kinderprostitution an der Tagesordnung sind. Und dass Plan eine kinderorientierte Gemeindeentwicklung vor Ort forciert. Um so auch der Kinderarmut zu begegnen.
Kinder einbeziehen
Die Hilfsorganisation schreibt: „Neben allen am Projekt beteiligten Erwachsenen spielen Kinder eine aktive und wichtige Rolle für die Überwindung von Armut. Unter dem Motto ,Mit Kindern und für Kinder’ ermutigt Plan sie, ihre Potenziale zu entfalten und sich an der Gemeindeentwicklung zu beteiligen.“ Kerstin Dressel