Pressespiegel vom 2007-03-08
Pressespiegel vom 2007-03-08

o von Uwe Becker bekam ich folgenden Hinweis:
"...es kommt hin und wieder vor, daß Artikel nicht bis zum Ende
übermittelt werden - heute ist davon eine ganze Reihe betroffen (siehe
unten). Woran liegt das und läßt es sich ändern?

-> ich schrieb mal:
"... Um den Umfang des Pressespiegels ein wenig zu kürzen, werden öfters
nur noch die "Aufreißer" verwendet. Wer sich für den Artikel näher
interessiert, kann dem Link in der Kopfzeile folgen. Leider sind die
Artikel 3 Tage später nicht mehr Online verfügbar. Hier muss man dann in
die gedruckte Ausgabe schauen. Sollte sich das als unpraktikabel
erweisen, bitte ich um Rückmeldung.

-> das werde ich also nicht weiter so machen, es erweist sich als ungünstig.

O und noch:
"Und nur der Vollständigkeit halber: statt den An- und Abführungszeichen
(" ") erscheint bei mir oft â?z , was insbesondere bei der Weitergabe
von Artikeln etwas stört..."

-> Zum Sonderzeichenfehler - das ist ungewöhnlich. Es liegt wohl am
Freemailer. Für solche Probleme habe ich am Anfang des Pressespiegels
immer einen Link auf die Online-Version. Bitte mal testen, hier dürfte
der Effekt nicht auftreten.

Lassen Sie sich von technischen Problemen nicht abhalten. Schreiben Sie
mir; es findet sich eine Lösung.

Nun zum Thema. Holen sich neue Anregungen, in diesem Sinne,
Ihr Sören G. Prüfer

INHALT
Bildungsrat fordert radikale Reformen
Bildungsrat fordert radikale Reformen

Führende Bildungsforscher verlangen einen radikalen Umbau des Bildungssystems (Symbol- und Archivbild).
Führende Bildungsforscher verlangen einen radikalen Umbau des Bildungssystems (Symbol- und Archivbild).

München (dpa) - Führende Bildungsexperten haben den radikalen Umbau des deutschen Bildungssystems gefordert. Das tradierte dreigliedrige Schulsystem solle bundesweit auf eine zweigliedrige Struktur aus Sekundarschulen und Gymnasien umgestellt werden. Dies empfahl der »Aktionsrat Bildung« am Donnerstag in München.

Zudem sollten Schulen zwar staatlich finanziert, aber von privaten Trägern geleitet werden. Der Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK) und Berliner Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) wies diese Empfehlungen zurück: »Grundsätzlich müssen die Schulen in staatlicher Verantwortung bleiben; denn der Staat muss garantieren, dass alle jungen Leute eine Ausbildung bekommen.« Die Bildungsgewerkschaften kritisierten die Vorschläge des Rates scharf.

Die Konsequenz eines zweigliedrigen Schulsystems wäre die Abschaffung der Hauptschulen. »Hauptschulen sind in einigen Ländern eine Art Restschule geworden«, sagte der Chef des deutschen PISA- Teams und Mitglied des Aktionsrats, Manfred Prenzel, der dpa. Zudem müsse es ein flächendeckendes Angebot von Ganztagsschulen und mehr Krippenplätze geben. Nach Ansicht des auf Initiative der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft gegründeten Aktionsrats sollen die Schüler frühestens nach dem sechsten Lernjahr auf die verschiedenen Schulformen verteilt werden. Wie die PISA-Studie kritisiert der Rat vor allem einen Mangel an Bildungsgerechtigkeit in Deutschland.

Er forderte Bund und Länder auf, noch in diesem Jahr einen »Masterplan für mehr Bildungsgerechtigkeit« mit klaren Zielvorgaben und Finanzierungskonzepten vorzulegen. »Dieser Plan bezieht sich auf das gesamte Bildungssystem - von der Kindergrippe bis zum Hochschulbereich«, erläuterte Prenzel. So schlägt der Rat vor, dass über »zielgenaue Zulassungsprüfungen« ein Studium auch ohne »formale Hochschulzugangsberechtigung« möglich sein solle. »Alle Studien haben gezeigt, dass das Abitur den besten Prognosewert für den Studienerfolg hat«, betonte dagegen Zöllner auf dpa-Anfrage.

Nach dem Gutachten des Gremiums, dem sieben namhafte Professoren angehören, sollen Schulen weitgehende Autonomie erhalten. Diese sollten selbst für Auswahl und Einsatz der Pädagogen verantwortlich sein, aber auch für deren leistungsbezogene Bezahlung. Nur nach Teilnahme an Fortbildungen sollten ihre Arbeitsverträge verlängert werden. Lehrer sollten grundsätzlich befristet beschäftigt werden und damit künftig nicht mehr Beamte sein.

Die Forscher sprachen sich für einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz vom dritten und eine Kindergartenpflicht vom fünften Lebensjahr an aus. Kindergärten sollten ganztägig und beitragsfrei sein. Damit stützt das Gremium die Ausbau-Pläne von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU). »Je früher öffentliche Bildungsinvestitionen ansetzen, umso höher sind die Erträge und Chancen, Bildungsgerechtigkeit herzustellen«, sagte der Vorsitzende des Rats, der Präsident der Freien Universität Berlin, Dieter Lenzen.

Die Grünen begrüßten weitgehend die Pläne zur Schulautonomie. »Ihre Umsetzung ist überfällig«, sagte Bildungsexpertin Priska Hinz. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft nannte die Vorschläge »widersprüchlich und unausgegoren«. Freie Schulwahl, Schulautonomie und Privatisierung vertieften die »soziale Spaltung«. Der Verband Bildung und Erziehung warnte vor »Lohndumping und Sozialabbau«, sollten die Empfehlungen umgesetzt werden. Der Deutsche Philologenverband erklärte, diese ökonomischen Rezepte taugten nicht für die Schule. Hingegen begrüßte der Bundesverband Deutscher Privatschulen die Vorschläge.

08.03.2007   dpa
Geld statt Stellen für den Unterricht
Geld statt Stellen für den Unterricht

Meiningen/Erfurt. (tlz) "Geld statt Stellen": Vom kommenden Schuljahr an können 20 ausgewählte Schulen drei bis fünf Prozent ihres Budgets für pädagogisches Personal eigenverantwortlich einsetzen und sich Sachverstand von außen holen. Kultusstaatssekretär Kjell Eberhardt (CDU) erhofft sich von diesem Arrangement verbesserten Unterricht, wie er bei der Tagung "Gewalt im Netz" in Meiningen sagte.

In der Erprobungsphase kommen Grund-, Förder- und berufsbildende Schulen sowie Sportgymnasien in den Genuss dieser Regelung. Das Kabinett hat jetzt dieses Pilotprojekt beschlossen. Eberhardt geht davon aus, dass Personal- und Budgetfragen künftig verstärkt an weitere Schulen delegiert werden.

Notfalls auf Zwang setzt Victor Henle, Direktor der Landesmedienanstalt, wenn es darum geht, Medienerziehung durchzusetzen. Er sieht sowohl bei Öffentlich-Rechtlichen und besonders bei den Privat-TV-Sendern Handlungsbedarf in dieser Frage. Henle konkret: Es könne neben "Deutschland sucht den Superstar" durchaus "Deutschland sucht die Supermutter" geben, die mustergültig Medienerziehung vorlebt. Kinder und Jugendliche dürfen nicht länger mit ihren im Internet und per Handy gewonnenen Gewalt-Eindrücken allein gelassen werden.

Kritisiert wurde bei der internationalen Veranstaltung, die das Europäische Informationszentrum in der Staatskanzlei organisiert hatte, das Fehlen von Jugendlichen unter Teilnehmern und Podiumsgästen, so RCDS-Landeschef Michael Hose (22).


07.03.2007   Von Hans Hoffmeister
68 Regelschüler meisterten Mathematik-Olympiade
68 Regelschüler meisterten Mathematik-Olympiade

Talentierte Kinder zu fördern, das ist eines der Anliegen der MathematikOlympiade. Allerdings gibt es seit den finanziellen Einschränkungen in der Schuljugendarbeit kaum noch Förderzirkel, die wenigsten der Teilnehmer besuchen eine Arbeitsgruppe. Dennoch war das Niveau beim gestrigen Wettbewerb wie gewohnt hoch.

BAD LANGENSALZA (ad). 68 Kinder aus den Regelschulen der Kurstadt sitzen nachdenklich über ihren Aufgaben. Vor ihnen liegt ein Aufgabenzettel, Schreibblock, Lineal und wer mindestens siebte Klasse ist, hat einen Taschenrechner. Ein Blick auf die Zettel verrät: Das hier sind keine normalen Matheaufgaben. "Es handelt sich meist um Knobelaufgaben", sagt Winfried Jahn, Fachberater Mathematik. Er ist verantwortlich für die Olympiade. "Mehrere Lehrer kontrollieren, damit keiner sagen kann, es sei unrecht zugegangen."Damit die Kinder und Jugendlichen gestern starten konnten, mussten sie sich in ihren Schulen bei Vorentscheidenqualifizieren. Vor allem die Wiebeck- und Hufelandschule waren stark vertreten. Auch in Mühlhausen und Gotha, die ebenso zum Schulamtsbezirk Bad Langensalza gehören, wurde gestern geknobelt. Die meisten Kinder besuchen keine Mathezirkel - weil es keine gibt. "Die Schuljugendarbeit wurde in den vergangenen ein, zwei Jahren stark zu- rückgefahren, dadurch gab es kein Geld, auch nicht für Mathezirkel", sagt Winfried Jahn. Er und seine Kollegen würden es, vor allem im Sinne der Begabtenförderung, begrüßen, wenn es wieder mehr AGs gebe. "Leider gibt es einen Clinch zwischen den materiellen Möglichkeiten und dem, was wir wollen."

Die Siegerehrung für alle drei Standorte im Schulamtsbezrik findet am 20. März im Friederikenschlösschen statt.


07.03.2007   
Wanderpokal bleibt in Bad Köstritz
Wanderpokal bleibt in Bad Köstritz

Die fünf Erstplatzierten, hinten von links: Andreas Hänsel (RS Triebes), Philipp Lange (RS Lessing Greiz), Christian Liebscher (RS Lessing Greiz); vorn links: Jonas Werner (RS Seelingstädt) und Paul Roßmann (RS Bad Köstritz). Sie dürfen beim Landeswettbewerb mitmachen.
Die fünf Erstplatzierten, hinten von links: Andreas Hänsel (RS Triebes), Philipp Lange (RS Lessing Greiz), Christian Liebscher (RS Lessing Greiz); vorn links: Jonas Werner (RS Seelingstädt) und Paul Roßmann (RS Bad Köstritz). Sie dürfen beim Landeswettbewerb mitmachen.
81 Schüler bei 10. Mathematikolympiade der Regelschulen des Landkreises Greiz
Von Katja Grieser Greiz. Jubel bei den Matheassen der Regelschule aus Bad Köstritz: Zum dritten Mal in Folge haben sie den Wanderpokal bei der Mathematikolympiade des Landkreises geholt, den sie nun behalten dürfen. Mit 18 Punkten ließen sie die Greizer Lessing-Regelschule (14 Punkte) und die Regelschule Georg Kresse in Triebes (12 Punkte) hinter sich.

Für Gabriele Hempel, Fachberaterin Mathematik an der Triebeser Regelschule, die gestern den Wettbewerb in der Lessing-Schule betreute, liegt auf der Hand, weshalb die Bad Köstritzer so gut sind. "Sie haben eine Mathe-AG und man merkt gleich, an welchen Schulen Mathematik stark gefördert wird", weiß sie. Gefreut hat sie sich deshalb besonders, dass ein Mathe-Ass ihrer Schule - Andreas Hänsel in der Klassenstufe 8 - alle Konkurrenten hinter sich lassen konnten. Er darf nun genau wie Jonas Werner (RS Seelingstädt, Klassenstufe 5), Paul Roßmann (RS Bad Köstritz, Klassenstufe 6), Philipp Lange (Klassenstufe 7, Lessing-Regelschule Greiz) und Christian Liebscher (Klassenstufe 9/10, ebenfalls Lessing-RS) am 10. Mai am Mathematik-Landeswettbewerb in Erfurt teilnehmen.

Gabriele Hempel ist insgesamt zufrieden mit den Ergebnissen, die die 81 Schüler zur 10. Matheolympiade erzielt haben. Knobel- und Sachaufgaben sowie geometrische Probleme galt es zu lösen. Drei Stunden hatten die Schüler dafür Zeit. "Ich hab´ euch beobachtet: Ihr habt geschwitzt, gegrübelt und euch angestrengt", sagte die Mathe-Fachberaterin, bevor Landrätin Martina Schweinsburg (CDU) und der Greizer Sparkassen-Centerleiter Uwe Borchardt den drei Erstplatzierten jeder Altersstufe Urkunden und Preise überreichten.

Für die Teilnahme am Landeswettbewerb ist Gabriele Hempel zuversichtlich, dass sich die Schüler aus dem Landkreis Greiz ebenfalls gut schlagen werden. "Wir sind fast immer mit Meister- oder Vizemeistertitel oder wenigstens mit einem dritten Platz wieder gekommen", sagt die Pädagogin. Und wünscht den Mathefans dafür natürlich viel Glück.


07.03.2007   
Jungen knobelten am besten
Jungen knobelten am besten

Mehr als 85 rauchende Köpfe aus zehn Mühlhäuser Regelschulen und aus der Umgebung waren bei der gestrigen Mathematikolympiade im Mühlhäuser Stadtjugendhaus zu sehen.

MÜHLHAUSEN (ca).

Ein alter Hase bei der Mathematik-Olympiade ist der Sechstklässler Nico Hartmann bereits - schließlich ist er schon das vierte Mal dabei. Gestern trat er für die Regelschule Forstberg an. Aber aufgeregt war der Elfjährige vor der vierstündigen Klausur trotzdem.

Angetreten sind mehr als 85 Schüler aus den fünften bis zehnten Klassen. Vertreten waren Regelschulen wie die Thomas-Müntzer-Schule und die Petrischule, aber auch die Regelschulen aus Hüpstedt, Bickenriede und Struth. Gekämpft wurde um den Einzug in den Landesentscheid am 10. Mai in Erfurt. Antreten dürfen dort aber nur die Besten aus dem Schulamtsbereich Bad Langensalza. Die Mühlhäuser müssen sich also nicht nur gegen die Mitstreiter vor Ort durchsetzen, sondern auch die Matheasse aus Gotha und Bad Langensalza gilt es zu schlagen. Die glücklichen Erstplatzierten ihrer jeweiligen Altersklasse Christopher Herz (Heyerode), Leander Quak (Rodeberg), Marvin Köhring (Schlotheim), Lars Niedzielski (Petrischule), Alexander Sirotkin (Petrischule) und Mathias Rademacher (Hüpstedt) werden - genauso wie die Zweit- und Drittplatzierten - für ihre Leistungen am 20. März im Japanischen Garten ausgezeichnet.

Die zweitplatzierte Melanie Völker von der Mühlhäuser Thomas-Müntzer-Schule hatte sich bereits in einer schulinternen Olympiade bewährt. Doch besonders vorbereitet habe sie sich nicht, sagt die Neunt- klässlerin. Nur eben den aktuellen Stoff wiederholt und ein paar Übungsaufgaben gerechnet. Mit Erfolg - wie man sieht.


07.03.2007   
Lernen in absoluter Dunkelheit
08.03.2007
Im Schmalkalder Erlebnisbahnhof entdecken die Besucher bei vielen Experimenten ihre Sinne
Lernen in absoluter Dunkelheit




VON MARCO SCHREIBER
Eine sechsköpfige Schülergruppe steht vor einem schwarzen Vorhang im ehemaligen Fahrkartenschalter des Schmalkalder Bahnhofs. Reinhold Mau erklärt der Gruppe, was sie hinter dem Vorhang erwartet – absolute Dunkelheit.

SCHMALKALDEN – Der Leiter des Erlebnisbahnhofes versucht, den Jugendlichen die Angst vor der Schwärze zu nehmen. „Es gibt nichts, was Sie nicht kennen“, sagt Mau. Über den Rand seiner schmalen Brille blickt er die Schüler an, die mit dem Zug aus Eisenach gekommen sind. Dort besuchen sie die 9. Klasse der Goethe-Schule, einer Regelschule, die den Titel „Umweltschule in Europa“ trägt. In Schmalkalden will sich die Klasse auf das „Erfahrungsfeld der Sinne“ begeben, Naturgesetze selbst entdecken – und erleben, wie es ist, wenn einer der Sinne auf einmal nicht mehr weiterhilft, weil es dunkler ist als in der schwärzesten Nacht.

Im größten Raum des Bahnhofs verbreitet ein Kachelofen gemütliche Wärme. Zwei Stuhlreihen sind im Halbkreis um eine grüne Schale mit Messinggriffen aufgestellt. Mau setzt sich auf einen Hocker vor der Schale und wartet, bis die Klasse ruhig ist. „Brauchen wir Schreibzeug?“, fragt ein Schüler. „Nein, auf keinen Fall“, antwortet Mau. „Das ist hier verboten. Ihr werdet alles im Kopf haben.“ Mau hat sich intensiv mit den neuen Erkenntnissen der Hirnforschung auseinandergesetzt. Eine davon ist, dass das Gehirn um so besser lernt, je mehr Sinne am Lernprozess beteiligt sind. Eine andere besagt, dass man sich die Dinge am besten merken kann, für die man sich am meisten interessiert. „Wenn mehrere Sinnesorgane am Lernen beteiligt sind, verinnerlicht und lernt es sich viel intensiver“, sagt Mau. Wenn man zum Beispiel einmal einen Kuchen gebacken habe, könne später Kuchenduft dazu führen, dass man sich an die einzelnen Abläufe und das Rezept erinnert. „Lernen ist nichts anderes, als eine Erinnerung zu speichern und abrufbar zu machen“, erklärt Mau. „Positive Emotionen begünstigen, negative verhindern das.“

Aus diesen Gründen gibt es in den sieben Räumen keine Schilder, auf denen die Exponate des Erlebnisfeldes erklärt werden. „Sehen Sie sich nur das an, was Sie interessiert“, sagt Mau. Es reiche aus, sich mit zwei oder drei Experimenten zu beschäftigen – und es dafür mit allen Sinnen zu tun. „Was kennt ihr für Sinne?“, will Mau von den Schülern wissen. Riechen, Tasten, Hören, Fühlen, Sehen, Schmecken werden genannt. Den, den die Schüler vergessen, bezeichnet Mau als elementarsten Sinn. „Das ist der Gleichgewichtssinn, ohne den ihr nicht geradeaus gehen könntet.“ Auf einer vier Fuß breiten Holzscheibe können die Kinder später diesem Sinn nachspüren, wenn sie sich zu dritt oder viert daraufstellen. Die Scheibe steht auf einem mittig angebrachten runden Fuß und kippelt so lange hin und her, bis die Jugendlichen sie ausbalanciert haben.

Im Dunkelbereich des Bahnhofes sollen die 15-Jährigen erleben, wie es ist, wenn das Sehen als wichtigster Orientierungssinn nicht mehr funktioniert. „80 Prozent fehlen euch, wenn es dunkel ist“, sagt Mau und teilt die Klasse für den Besuch des Dunkelparcours in Gruppen von fünf und sechs Schülern auf. Die anderen Räume sollen sie selbstständig erkunden. „Die Mitarbeiter sollen nur unterstützen, nicht belehren“, erklärt Mau das Konzept. Man halte sich im Hintergrund und beschränke sich darauf, auf Situationen zu reagieren. So lange, bis die Neugierde aufbricht, bis Fragen gestellt werden. Dann antworte man, dann beginne das echte Lernen.

Bevor Mau die Klasse auf das Erfahrungsfeld entlässt, rutscht er vom Stuhl und hockt sich vor die wassergefüllte grüne Schüssel. Er taucht die Hände in das Wasser und reibt dann an den den Henkeln. Die Schüssel beginnt zu vibrieren, ein tiefer Summton entsteht. Die Schüler beugen sich vor, rufen „Wow“ und „Boah“. Mau reibt weiter, an vier gegenüberliegenden Punkten plätschert das Wasser wie ein Zimmerspringbrunnen gegen die steile Schüsselwand.

Während Mau mit der ersten Gruppe zum Dunkelparcours geht, verteilt sich die Klasse grüppchenweise in den orange und gelb getünchten Räumen des Bahnhofs. In einem steht eine Messingplatte in einer Kiste mit feinem weißem Sand. Die Platte ist so groß wie ein aufgeschlagenes Telefonbuch, daneben liegt ein straff gespannter Geigenbogen. Ein Mädchen schnappt sich den Bogen und zieht ihn über den Rand der Metallplatte. Nichts passiert, und weil sich das Mädchen nicht beirren lässt, sich hinhockt und hartnäckig weiter probiert, hilft Susanne Mohr weiter. Sie hockt sich daneben, streut ein Häuflein Sand auf die Platte und erklärt, wie der Bogen zu führen ist. Prompt versetzt die Schülerin die Platte in Schwingungen. Der Sand ordnet sich zu Linien, bildet ein Rautenmuster und sortiert sich neu, je nachdem, wie und wo der Bogen an der Platte gestrichen wird.

In einem anderen Raum wirft ein Junge bunte Plastebälle in einen drei Schritte entfernten Korb. Er trägt eine Brille mit geriffelten Gläsern und wirft immer wieder rechts am Korb vorbei. Die Brille, erklärt der Helfer Philipp Büttner, ist mit Prismen versehen und rückt für den Träger das Bild nach rechts. „Wirf so viele Bälle, bis du dreimal hintereinander getroffen hast“, sagt der junge Mann. Nach einigen Versuchen trifft der Schüler das Ziel. Er darf die Brille abnehmen und noch ein paar Bälle werfen. Die gehen zu seiner lautstarken Verwunderung jetzt einen halben Meter links am Ziel vorbei. Der Versuch zeigt, wie schnell sich das Gehirn auf die Verschiebung des Sehfeldes eingestellt hat.

In der Schwärze des Dunkelbereichs müssen sich die Besucher mit dem Tastsinn orientieren. Mau drückt jedem einen Skistock in die rechte Hand, bevor er sie durch den dreilagigen Vorhang schickt. „Es kommt darauf an, dass Sie aus Ihren Händen Augen machen“, sagt Mau. Die linke Hand ertastet ein geflochtenes Seil, dann eine Wand, an der verschiedene Materialien befestigt sind. Der Boden unter den Füßen ist erst glatt, dann geriffelt, dann wellig. Nach einigen Metern öffnet sich der Raum zu einem Marktplatz. „Folgen Sie meiner Stimme“, sagt Mau. Es ist schwer zu sagen, ob er zwei oder fünf Meter entfernt ist. „Was gibt es hier?“, fragt er die aufgeregt plappernde Gruppe. „Ein Auto“, „ein Briefkasten“, „eine Tür“. Die Stöcke schaben über den Boden, die Hände ertasten die verschiedenen Gegenstände.

„Draußen“, sagt Sven Ullrich, „kommen noch Bordsteinkanten dazu, Schilder und alles mögliche“. Ullrich ist nahezu blind und bedient die Besucher an der Bar. In völliger Dunkelheit serviert er Kakao und Kaffee und beantwortet die Fragen der Schüler. Sie wollen wissen, wie es ist, wenn man als Blinder in einer Welt zurechtkommen muss, in der alle Orientierungshilfen für Sehende errichtet werden. „Das war interessant, mal überhaupt nichts zu sehen“, sagt Alice, als sie blinzelnd wieder ins Helle tritt. „Wahnsinn, sich in der Dunkelheit zurechtzufinden.“

„Solche Dinge kann man den Schülern nicht im Unterricht zeigen“, sagt Christel Zimmermann. Die Fachlehrerin für Biologie und Chemie erzählt, dass man an der Goetheschule überlegt, den Bahnhofsbesuch ins reguläre Schulprogramm aufzunehmen. Die Exponate würden gut zum Unterricht über optische Täuschungen passen, meint sie. „Hier können sich die Schüler großflächig ausprobieren. Ich bin begeistert“, sagt die Lehrerin. Diese Begeisterung teilt sie mit den meisten Schülern.

„Es muss kein Jugendlicher zu Hause sitzen, wenn er das nicht will“
08.03.2007
Wie Uwe Minta, Chef der Suhler Arbeitsagentur, die Zukunft für junge Leute in der Region sieht
„Es muss kein Jugendlicher zu Hause sitzen, wenn er das nicht will“




Berufsberatung, Förderung, Hilfe, Vermittlung, Ärger: Irgendwann im Leben hat fast jeder Jugendliche mit der Agentur für Arbeit zu tun. Ihr Chef in Südthüringen ist Uwe Minta. @ttention! sprach mit ihm über die Angebote und Chancen für junge Leute in der Region.

Herr Minta, welches sind die Aufgaben, die die Agentur für Arbeit zu erfüllen hat?

Uwe Minta: Wir kümmern uns um alle Fragen des Arbeitsmarktes, das heißt auf

der einen Seite um die Menschen, die Beschäftigung suchen und in diesem Zusammenhang Dienstleistungen nachfragen und auf der anderen Seite um die Unternehmer in der Region, die Arbeitskräfte benötigen. Daneben bieten wir weitere Produkte und Dienstleistungen, die auch finanzieller Art sind. Wir haben einen breiten Aufgabenkatalog, den wir sehr flexibel anwenden. Es gibt einen gesetzlichen Rahmen, der Spielraum lässt, um in der Region bedarfsgerechte Dienstleistungen anzubieten.

Wie finanziert sich die Agentur?

Uwe Minta: Wir finanzieren uns über Beiträge. In der Vergangenheit gab es stets einen Zuschussbedarf aus Bundesmitteln. Seit vergangenem Jahr benötigen wir den nicht mehr. Das hat einerseits mit der Neustrukturierung der Agentur zu tun, andererseits aber auch mit der guten konjunkturellen Entwicklung. Wir haben mittlerweile einen Überschuss von bundesweit etwa elf Milliarden Euro. Diesen verwenden wir einerseits dazu, die Beiträge zu senken, mit einem Teil bilden wir Rücklagen, um finanziell gerüstet zu sein.

Reden wir über Jugendliche, die keine Lehrstelle gefunden haben: Ist die überbetriebliche und geförderte Ausbildung eine echte Chance oder nur ein Trick für die Statistik?

Minta: Wir fördern Berufsausbildung ja nicht, um Statistiken zu gestalten. Es geht darum, jungen Leuten Chancen zu eröffnen, einen guten und nachhaltigen Start ins Berufsleben zu bekommen. Ein Mittel dazu ist auch die überbetriebliche Ausbildung. In naher Zukunft werden durch die günstige wirtschaftliche Lage auch mehr Unternehmen in der Lage sein, auszubilden. Fakt ist, dass wir weniger mit öffentlichen Mitteln gegensteuern müssten, wenn das betriebliche Ausbildungsangebot größer wäre.

Wird – gerade im geförderten Bereich – nicht all zu oft am eigentlichen Bedarf vorbei ausgebildet?

Minta: Modeberufe gibt es immer. Wir bilden keine Berufe mehr aus, wo wir klar erkennen können, dass keine Nachfrage besteht. Dennoch müssen wir bei der Festlegung der Ausbildungsziele auch immer auf die Neigungen der Menschen eingehen. Es ist wichtig, dass die jungen Leute ihre Ausbildung nicht in irgendeinem Glaskasten absolvieren, sondern dass sie soweit wie möglich den betrieblichen Alltag miterleben. Es gibt aber immer auch einen Personenkreis, den man selbst bei sehr guter wirtschaftlicher Lage nicht auf dem Arbeitsmarkt unterbringt. Auch um diese Leute müssen wir uns kümmern.

Welche Aufgaben kann die Berufsberatung erfüllen?

Uwe Minta: Die Arbeitsagentur und ihre Berufsberater leisten in großem Umfang Aufklärung über Berufsinhalte und geben Hilfe zur beruflichen Orientierung. Eine qualitativ hochwertige berufliche Orientierung kommt Jugendlichen sehr zu Gute, weil wir so Ausbildungsabbrüche, die ja auch Geld kosten, vermeiden können. Jugendliche sollen künftig bei der Arbeitsagentur nicht nur die Möglichkeit haben, sich zu informieren, sondern sie sollen sich mit unserer Hilfe auch praktisch ausprobieren können. Das können wir als Agentur alleine nicht leisten. Darum haben wir uns Partner gesucht, die den Jugendlichen anschaulich und ganz praktisch die Berufsinhalte vermitteln. Ein weiterer wichtiger Teil unserer Arbeit ist die Ausbildungsvermittlung.

Erfolgt eine solche Orientierung ergebnisoffen?

Uwe Minta: Jugendliche sollen sich ausprobieren und Möglichkeiten der vertieften Berufsorientierung nutzen. Betriebspraktika sind sehr gut geeignet, um die Jugendlichen auf das spätere Berufsleben vorzubereiten. Und wenn dabei herauskommen sollte, dass der Beruf nicht den Vorstellungen entspricht, haben die Jugendlichen auch etwas gekonnt. Praktika machen nur Sinn, wenn sie über einen längeren Zeitraum laufen. Wenn jemand nur ein paar Tage in eine Firma hineinschnuppert, ist der Erkenntnisgrad für die Berufsentscheidung relativ gering. Ideal wäre so eine Art Patenschaft: Betriebe eröffnen jungen Menschen in der Umgebung die Möglichkeit, bei ihnen zu arbeiten. Ob in den Ferien, am Nachmittag oder am Wochenende ist dabei relativ egal. Das bietet große Chancen für alle Beteiligten, denn die jungen Leute lernen die Arbeitswelt kennen und die Betriebe das Potenzial der möglichen Bewerber. Das ist zweifelsohne besser als das reine Studium von Bewerbungsunterlagen oder ein kurzes Bewerbungsgespräch.

Azubis und Praktikanten fühlen sich oft ausgenutzt, ja ausgebeutet. Hat die Arbeitsagentur Möglichkeiten, schwarze Schafe unter den Ausbildern zu benennen und zu belangen?

Uwe Minta: Wir als Agentur sind Dienstleister und keine Ordnungsbehörde. Daher ist es nicht unsere erste Aufgabe, solchen Leuten auf die Finger zu klopfen. Dennoch sind wir gehalten, die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen konsequent zu beobachten, und das tun wir auch. Wenn wir feststellen, dass aus dem Praktikum kaum jemand in ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis einmündet, werden wir die Zusammenarbeit mit diesem Unternehmen gründlich überdenken. Wir sind schließlich nicht dafür da, Betriebe mit Praktikanten zu versorgen, sondern mit Arbeitskräften und an der Begründung von Ausbildungsverhältnissen mitzuwirken. Wir haben da in der Vergangenheit sehr viel lernen müssen. Wenige Betriebe haben Praktika und Trainingsmaßnahmen ausgenutzt, um billige Arbeitskräfte zu bekommen. Wer über solche Angebote Erkenntnisse hat, soll das bei den zuständigen Kammern anzeigen. Unternehmen, in die durch die Arbeitsagentur Auszubildende vermittelt werden, müssen in jedem Falle eine Ausbildungsberechtigung der zuständigen Kammer haben.

Neben den Veranstaltungen des Berufsinformationszentrums gibt es alljährlich die Studienkundliche Vortragsreihe. Wie war die Resonanz in diesem Jahr?

Uwe Minta: Wir machen das bereits seit vielen Jahren und wir machen das sehr erfolgreich. In diesem Jahr waren immerhin 1 600 Leute dabei, darauf sind wir stolz. Für mich stellt sich die Frage nicht, ob diese Reihe fortgesetzt wird, sondern viel mehr, ob man ein solches Angebot nicht häufiger macht. Allerdings ist eine solche Offerte auch immer mit großen Anstrengungen verbunden, nicht nur bei uns, sondern auch bei unseren Partnern wie der Technischen Universität Ilmenau, der Fachhochschule Schmalkalden und den anderen Einrichtungen, die aus ihrem Lehralltag berichten. Wichtig war uns in diesem Jahr, über die neuen Studienabschlüsse zu informieren. Es gibt nicht nur bei jungen Leuten sondern auch in den Unternehmen und bei der Lehrerschaft einen großen Informationsbedarf zu den Abschlüssen Master und Bachelor. Wir sehen diese Vortragsreihe nicht als eine einmalige Aktion für Zwölftklässler, die Reihe richtet sich ganz bewusst an die Bildungselite, weil wir in Südthüringen gut qualifizierte Leute brauchen. Wir freuen uns durchaus auch über jüngere Schüler, die etwa vor der Entscheidung stehen, ob es für sie Sinn macht, eine weiterführende Schule zu besuchen.

Wie können aber junge und engagierte Leute motiviert werden, auch nach einer erfolgreichen Ausbildung hier zu bleiben?

Uwe Minta: Wir können sie sicherlich nicht in der Region halten, wenn wir ihnen etwas vormachen. Es ist niemandem geholfen, wenn wir etwas schön reden. Wir halten die Leute nur dadurch hier, wenn wir ihnen alle Möglichkeiten, die sie objektiv haben, darstellen und transparent machen. Wir sehen das als Kernaufgabe und bemühen uns, die Partner, die zusammen gehören, auch zusammen zu bringen. Das tun wir durch Vermittlungsbörsen, Fachkräftebörsen wie Re- Thüringen und andere Maßnahmen. Seit einigen Wochen bieten wir auch eine Rückkehr-Beratung für interessierte Fachkräfte an. Jemand der hier bleiben möchte, will einfach wissen, ob es sich lohnt, welche Risiken und Möglichkeiten es gibt. Die Chancen in Südthüringen werden zunehmend besser.

Aber das Lohngefälle zu den südwestlichen Ländern ist doch weiter ein Thema...

Uwe Minta: In dem Maße, wie Südthüringen sichere Jobs anbieten kann, kann es auch die Menschen hier halten. Die Frage des Lohngefüges steht weit weniger im Mittelpunkt als die Frage der Arbeitsplatzsicherheit. Wenn eine ähnliche Arbeitsplatzsicherheit wie in Bayern oder Baden-Württemberg auch in Südthüringen geboten werden kann, wird ein Südthüringer sicherlich lieber hierbleiben. Dennoch dürfen junge Menschen die Region durchaus auch mal verlassen, um andere Kulturen und Rahmenbedingungen kennen zu lernen. Das kann für die Bereicherung nur gut sein. Die Leute kehren nur zurück, wenn sie hier eine Perspektive sehen. Umso besser, wenn sie als qualifizierte und erfahrene Fachkräfte zurückkehren.

Wie können Arbeitgeber gezwungen werden, sich um ihren eigenen Fachkräfte-Nachwuchs zu kümmern?

Uwe Minta: Ich versuche nicht in erster Linie, an das soziale Gewissen und die soziale Verantwortung der Unternehmen zu appellieren. Das treibt kein Unternehmen und das ist auch nicht die Hauptaufgabe eines Unternehmers. Er soll sein eigenes unternehmerisches Interesse im Blick haben, nur davon lebt er, das ist sein Job. Wenn ein Unternehmer nicht ausbildet, schneidet er sich in sein eigenes Fleisch, denn dann fehlen ihm die Fachkräfte, die er in Zukunft braucht. Der zunehmende Fachkräftemangel ist auch das Ergebnis einer unzureichenden Ausbildungspolitik. Noch haben wir relativ hohe Schulabgängerzahlen und insofern können die Unternehmen das Ruder noch rumreißen. Ich kann den Firmen nur sagen: Denkt an euch selber und bildet aus. Ansonsten habt ihr schon sehr bald ein Wettbewerbsproblem. Deutschlands Kapital ist das Wissen und Können seiner Fachkräfte. Wir werden in erster Linie Dienstleister sein, Produkte und Dienstleistungen entwickeln. Dazu brauchen wir hoch qualifizierte Arbeitskräfte und wir brauchen dazu Wissen, Wissen, Wissen – Das ist unser Rohstoff. Wenn wir Menschen dieses Wissen nicht vermitteln, kann sich unsere Volkswirtschaft nicht ausreichend weiterentwickeln.

Wie können junge Leute motiviert werden, sich für ihre eigene berufliche Zukunft zu engagieren?

Uwe Minta: Für die Entwicklung und die Zukunft von Kindern sind in erster Linie die Eltern verantwortlich. Wir können Eltern, Pädagogen und den Leuten mit Rat und Hilfe zur Seite stehen und bei der Berufsorientierung helfen. Es ist uns auch wichtig, dass die Lehrer, die ja naturgemäß viel näher an den Schülern dran sind als wir, sich auch darum kümmern, dass sich die Schüler frühzeitig mit der Arbeitswelt auseinander setzen. Viele junge Leute wissen zu wenig, was nach der Schule in der Arbeitswelt auf sie zukommt. Die Schule muss mehr Wissen vermitteln, wie Wirtschaft und Arbeitswelt funktionieren. Dazu gehört auch die Rolle der Unternehmer in unserer Gesellschaft. Angesichts unserer relativ geringen Selbstständigenquote brauchen wir mehr Existenzgründer.

Was sagen sie jungen Leuten, die trotz zahlreicher Bewerbungen und guter Noten noch keine Stelle gefunden haben? Welche Möglichkeiten zum Berufseinstieg bieten sie solchen Jugendlichen?

Uwe Minta: Zunächst mal sollten die Leute sich weiter bewerben und den Kopf nicht in den Sand stecken. Für nicht vermittelte Bewerber gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, nicht auf der Straße stehen zu müssen. Es muss keiner zu Hause sitzen, wenn er das nicht will. Wir haben zum Beispiel die Einstiegsqualifizierung für Jugendliche (EQJ), in diesem Programm werden über 80 Prozent der Teilnehmer in eine reguläre Ausbildung übernommen, die Zeit des EQJ kann sogar an die Ausbildung angerechnet werden. Das Programm läuft auch 2007 weiter. Wir haben die Möglichkeit, über berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, die Jugendlichen näher an die Arbeitswelt heran zu führen. Es gibt Praktika in Unternehmen und die Freiwilligen Jahre in verschiedenen Bereichen. Vielen jungen Leuten haben diese Möglichkeiten auch geholfen, ihre beruflichen Vorstellungen zu festigen, sich selbst zu finden und einen guten Einstieg in die Arbeitswelt zu bekommen. Den genauen Überblick und die Marktkenntnisse haben unsere Berufsberater; mit diesen Fachleuten engen Kontakt halten ist meine Empfehlung.

INTERVIEW: HOLGER SCHALLING

Gymnasien stehen hoch im Kurs
Gymnasien stehen hoch im Kurs

Den größten Zuspruch im Landkreis findet das Rudolstädter Gymnasium.  (Foto: OTZ/Peter Scholz)
Den größten Zuspruch im Landkreis findet das Rudolstädter Gymnasium. (Foto: OTZ/Peter Scholz)
Fast die Hälfte der jetzigen Viertklässler im Landkreis strebt den Weg zum Abitur an
Von OTZ-Redakteurin Heike Enzian Rudolstadt. Eine Laufbahn am Gymnasium steht bei den Viertklässlern im Landkreis und ihren Eltern nach wie vor hoch im Kurs. Fast die Hälfte der Schüler strebt den Weg zum Abitur an.

An den fünf Gymnasien im Landkreis lagen nach Ende der Anmeldefrist Ende vergangener Woche insgesamt 315 Anträge vor, ein Jahr zuvor waren es 273. Die Übertrittsquote ist dennoch in diesem Jahr mit 46,19 Prozent nur leicht höher als vergangenes Jahr mit 45,65 Prozent. Die höhere Schülerzahl resultiert aus der insgesamt höheren Zahl an Grundschülern.

In Saalfeld hat das Heinrich-Böll-Gymnasium mit 81 Anmeldungen einen deutlich größeren Zulauf als das Erasmus-Reinhold-Gymnasium in Gorndorf mit 41 Anmeldungen. "Damit setzt sich der Trend der letzten beiden Jahre fort, wir haben gegenüber dem Vorjahr sogar noch neun Anmeldungen mehr", so der stellvertretende Schulleiter Frank-Ronald Otto.

Im Rudolstädter Gymnasium Fridericianum liegen erst 66 verbindliche Anmeldungen vor. Die Zahl wird sich aber auf etwa 85 erhöhen, wenn die Schüler der Freien Fröbelschule Cumbach dazu kommen. Diese Schüler müssen, auch wenn sie von den Noten her die Voraussetzungen für den Übertritt an das Gymnasium erfüllen, am Probeunterricht teilnehmen, der nächste Woche für den gesamten Schulamtsbereich in Rudolstadt stattfindet.

Am Bad Blankenburger Friedrich-Fröbel-Gymnasium wird es im kommenden Schuljahr erstmals seit vier Jahren wieder zwei fünfte Klassen geben. 37 Schüler sind hierfür angemeldet, 15 mehr als im vergangenen Jahr und sogar 23 mehr als im Jahr 2004. "Das ist ein gewaltiger Aufschwung", freut sich Schulleiter Roland Arendholz. Er führt das auch auf das gute Konzept zum Tag der offenen Tür zurück. "Das ist offenbar aufgegangen. Die Schüler haben ihre Schule wirklich gut präsentiert, das scheint angekommen zu sein", sagte er.

Für das Dr.-Max-Näder-Gymnasium in Königsee liegen 71 Anmeldungen vor.

65 Fünftklässler werden im Schuljahr 2007/08 am Gymnasium in Neuhaus lernen. Den Anteil der Kinder aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt gibt Schulleiter Ralph Leipold mit rund einem Drittel an. Er freue sich auf viele Lichtener, Schmiedefelder und Gräfenthaler, bedauere aber die geringe Resonanz aus der Bergbahnregion, sagte er.

Die Zahlen insgesamt sind vorbehaltlich der möglichen Änderungen auf Grund des Probeunterrichtes zu sehen.


07.03.2007   
Info-Forum zur Zeit nach dem Abitur
Info-Forum zur Zeit nach dem Abitur

Polizei und Bundeswehr sind gefragte Arbeitgeber. Das zeigte das Forum zur Berufsberatung, zu dem das Jahn-Gymnasium Eltern und Schüler geladen hatte. Außer Militär und Ordnungshütern konnten sich auch Vertreter der Hochschulen über großen Zulauf freuen.

Von Anita GRASSE GROSSENGOTTERN.

Der Kurs "Angewandte Naturwissenschaften" war geschlossen zur Veranstaltung erschienen - offenbar neugierig darauf, was die Partner Bauhaus-Universität Weimar und Bildungswerk Bau Hessen-Thüringen Erfurt zu berichten hatten. "Es ging nicht nur darum, sich berufliche Perspektiven zu erschließen, es wurden auch Modalitäten des Schulpraktikums besprochen", sagte Oberstufenleiter Holger Krumbein. Der Kurs "Angewandte Naturwissenschaften" bereitet praxisnah etwa auf ein Ingenieurstudium vor, in dem sich die Schüler in ihrer Praxisphase vom 9. bis 17. Juli ausprobieren können.

Außer Polizei, Bundeswehr und fünf Thüringer Hochschulen präsentierten Agrargenossenschaft Kirchheilingen, Landwirtschaftsamt Leinefelde und Berufsakademie Eisenach ihre Ausbildungsgänge. Nach dem Forum, das knapp 100 Schüler besucht hatten, zeigten sich alle zufrieden. Zum zweiten Mal hatten die Schüler die Möglichkeit erhalten, sich gezielt über die zwei Ausbildungen zu informieren, die sie am meisten interessieren. "Die allgemeine Vorstellung aller Gäste am Anfang dient der Orientierung", erklärte die Vorsitzende des Fördervereins des Gymnasiums, Ines Langer. Gemeinsam mit Holger Krumbein hatte sie den Abend organisiert. Im Anschluss an die Vorstellungsrunde stellte jeder Gast in einem separaten Raum die Perspektiven seiner Einrichtung vor. Zwei Präsentationen konnten sich die Schüler ansehen, anschließend blieb Zeit, Fragen zu stellen oder sich nach Quellen für die weitere Recherche zu erkundigen. Das Konzept scheint aufzugehen. "Das ist nicht so ermüdend, weil sich jeder wirklich auf die Dinge konzentrieren konnte, die ihn inter- essieren", stellte Professor Christian Kaps von der Bauhaus-Uni zufrieden fest.

Die Schüler stellten konkrete Fragen zu Ausbildung, Studium und Einsatzmöglichkeiten danach und zeigten sich gut vorbereitet. Informationslücken stellten die Vertreter der Hochschulen aber fest, als es um die neuen Abschlüsse Bachelor und Master ging. Hier seien grundlegende Informationen zum System und der Vergleichbarkeit dieser Studiengänge notwendig.


07.03.2007   
4. Ausbildungsmesse in Pößneck vorbereitet
4. Ausbildungsmesse in Pößneck vorbereitet

Berufe aktuell 2007: Knapp 60 Aussteller kommen am 17. April in und vor die Shedhalle
Pößneck (OTZ/P.C.). Bereits zum vierten Mal laden am 17. April regionale Unternehmen aus Industrie, Handwerk, Land- und Forstwirtschaft, aber auch Hochschulen, Bundeswehr und Polizei zur Ausbildungsmesse Berufe aktuell in und vor die Pößnecker Shedhalle ein.

Schüler, Lehrer und Eltern können an diesem Tag bei 50 bis 60 Ausstellern Ausbildungsberufe und eine Vielzahl von Studienangeboten kennenlernen, sagte IHK-Ausbildungsplatzberaterin Silvia Ziegler gestern bei einer Arbeitsberatung in Pößneck. Erstmals vertreten sein werden auf der Messe die Neue Porzellanfabrik Triptis, die L+T Logistik- und Transportgesellschaft aus Oppurg sowie die Raiffeisen-Volksbank. An den Ständen werden die Besucher nicht nur von Ausbildern und Mitarbeitern der Personalabteilungen, sondern auch von Lehrlingen der jeweiligen Betriebe erwartet, die altersbedingt oftmals einen besseren Draht zu den Schülern haben.

Die Kreissparkasse Saale-Orla wird auch diesmal wieder die Busse sponsern, damit alle Schüler der 9. Klassen der Gymnasien, Regel- und Förderschulen aus dem Saale-Orla-Kreis kostenlos zur Messe nach Pößneck gefahren werden können, erklärte der Pößnecker Marktbereichsleiter Nils Leucht. Der Sparkassenvorstandsvorsitzende Helmut Schmidt werde als Schirmherr der Veranstaltung fungieren. Das Kreditinstitut sponsert auch das Preisausschreiben, bei dem sich die Veranstalter dieses Jahr etwas Neues einfallen lassen haben. 25 verschiedene Fragen sollen dazu beitragen, dass die Schüler jeden Stand der Messe besuchen müssen. "Gemeinsame Sache mit dem Schulfreund ist dabei nicht möglich, da am Eingang vier verschiedene Fragebögen verteilt werden, sodass unterschiedliche Fragen beantwortet werden müssen", erklärte Jürgen Kalbe vom Staatlichen Schulamt Stadtroda.


07.03.2007   
Drei Mädchen fahren nach Erfurt
Drei Mädchen fahren nach Erfurt

An der Gewerblichen Berufsschule Sieger bei Köchen, Restaurant- und Hotelfachleuten gekürt
Von Jürgen Kante Gera. Drei aus 27: So ließe sich das diesjährige Ergebnis im traditionellen Schulwettbewerb der angehenden Köche, Restaurant- und Hotelfachleute der Gewerblichen Berufsschule Gera auf einen kurzen Nenner bringen.

27 Teilnehmer hatte die erste Wettbewerbsrunde im Januar, bei der die jungen Damen und Herren aus dem dritten Lehrjahr - sie konnten sich dafür bewerben oder wurden wegen guter Leistungen auch daraufhin angesprochen - vor allem theoretische Berufskenntnisse unter Beweis zu stellen hatten. Elf von ihnen schafften den Sprung in die zweite Runde, die gestern mit anspruchsvollen praktischen Aufgaben im Schulteil Lobensteiner Straße über die Bühne ging. An deren Ende standen die drei Schulsieger fest.

Oder richtiger: die Siegerinnen. Denn nicht nur bei den Restaurant- und den Hotelfachleuten, wo jeweils drei Mädchen an den Start gingen, dominierte das weibliche Geschlecht. Auch bei den angehenden Köchen mussten sich vier Herren der Schöpfung der einzigen jungen Dame geschlagen geben. Anja Pijahn, sie lernt im Restaurant "Mexico", holte den Sieg in ihrer Berufsgruppe. Bei den "Refas", wie das schulinterne Kürzel lautet, wurde Julia Wlodarek vom Geraer "blue note" als Gewinnerin gekürt, bei den "Hofas" Anja Kupfer vom Schmöllner "Bellevue".

Doch bis das zur Siegerehrung am Nachmittag verkündet wurde, hatten alle elf Wettbewerbsteilnehmer einen anstrengenden Tag hinter sich gebracht. Der begann für die Köche schon um 7 Uhr mit der Warenanforderung für das dann bis Mittag zu "zaubernde" 4-Gänge-Menü für fünf Personen: Rinderkraftbrühe, Wildlachsfilet, Hirsch gespickt mit Kartoffelbeilage (keine gekochten Kartoffeln!) und als Dessert Bayerische Creme.

Die Orangen für dieses Dessert zu filetieren und an der Tafel zu flambieren - das gehörte zum Part der Restaurantfachfrauen. Zuvor rauchte denen der Kopf bei der Planung einer Veranstaltung und der Aufstellung eines Menüs dazu. Bevor es dann ans Eindecken der Tafel ging, musste - Restaurantalltag - das Mobiliar gesäubert werden. Und auch ein Blumengesteck war herzustellen.

Das "blühte" auch den Hotelfachfrauen. Aber natürlich nicht als einziges. Sie mussten in einem Gästezimmer "eingebaute" Fehler finden, hatten ein Angebot in englischer Sprache zu schreiben und einen Servicetisch nach vorgegebenem Menü einzurichten. Und noch ein dicker Brocken wartete: Jahreszeitgemäß galt es, den Veranstaltungsablauf für einen Osterball mit 100 Personen zu erarbeiten, von Personal- und Raumplan über Bestuhlung und Werbemaßnahmen bis zur Menükarte ... Kniffliges für die jungen Leute - und nicht weniger für die bei jedem Handgriff präsente fünfköpfige Lehrer-Jury.

Wie immer für die angehenden Gastgewerbler auch die berufliche Zukunft aussieht, und da gibt es vom Einsatz im Ausland oder auf einem Schiff bis zum "weiß ich noch nicht so genau" die unterschiedlichsten Wünsche und Vorstellungen: Für die drei gestern ermittelten Schulsiegerinnen führt der Weg nun am 27. und 28. April erst einmal nach Erfurt zum Landeswettbewerb.

Fachbereichsleiterin Edith Thoß hofft, dass ihre Schützlinge mit dem Schulwettbewerb dafür wie auch für die IHK-Prüfung gut präpariert sind. Und dass vielleicht sogar mal wieder eine Geraerin den Sprung von Erfurt zum Bundeswettbewerb schafft...Von Aussehen und Geschmack über den Materialeinsatz bis zur Arbeitsweise geht alles in die Bewertung der Wettbewerber ein.

Lehrküchenchef Volkert Kummer


07.03.2007   
Neunjähriges Kind an Schulbushaltestelle in Stelzen verletzt
Neunjähriges Kind an Schulbushaltestelle in Stelzen verletzt

Rettungswagen, Notarzt und Polizei eilten zur Bushaltestelle, an der ein Kind beim Überqueren der Straße verletzt wurde.
Rettungswagen, Notarzt und Polizei eilten zur Bushaltestelle, an der ein Kind beim Überqueren der Straße verletzt wurde.
Gebietsverkehrswacht Schleiz informiert über richtiges Verhalten von Kraftfahrzeugführern an Haltstelle
Stelzen (OTZ/Zeh). Ein Verkehrsunfall an der Schulbushaltestelle in Stelzen, die sich direkt an der relativ stark befahrenen Ortsstraße befindet, geschah am Dienstag gegen 13.15 Uhr. Mehrere Schulkinder stiegen aus dem Bus aus. Als ein Citroen-Fahrer, aus Richtung Unterkoskau kommend, rechts an dem stehenden Schulbus vorbeifuhr, rannte hinter dem Bus plötzlich ein neunjähriger Junge hervor, um die Straße zu überqueren. Trotz Vollbremsung des Pkw wurde der Junge von dem Fahrzeug erfasst, informierte die Polizeiinspektion Saale-Orla.

Das Kind erlitt Schürfwunden im Bereich des Bauches und an den Händen. Der Notarzt, ein Rettungswagen und die Polizei wurden verständigt und eilten zur Unfallstelle. Auch die Mutter des Kindes kam zum Unfallgeschehen hinzu. Vorsorglich wurde der verletzte Junge, der wahrscheinlich unter Schock stand, ins Krankenhaus gebracht, wo er derzeit stationär behandelt wird.

Beamte der Polizeistation Bad Lobenstein befragten die anderen Kinder zum Unfallhergang, vernahmen den Fahrer des Pkw. Der Bremsweg des Citroen wurde von den Beamten vermessen. Die Ermittlungen zur Geschwindigkeit des Pkw laufen derzeit noch, war gestern aus der Polizeistation Bad Lobenstein zu erfahren.

Wie Cornelia Schneider, Geschäftsführerin der Gebietsverkehrswacht Schleiz, auf OTZ-Anfrage äußerte, darf ein Bus beim Anfahren aus der Haltestelle von anderen Kraftfahrzeugen nicht überholt werden. Steht ein Bus an einer Haltetelle, erklärte sie weiter, dürfen andere Kraftfahrzeuge an diesem lediglich mit Schrittgeschindigkeit sowie mit erhöhter Aufmerksamkeit und Vorsicht vorbei fahren, wobei Fußgänger nicht gefährdet werden dürfen. Schrittgeschwindigkeit bedeutet, so Cornelia Schneider, höchstens vier bis sieben Stundenkilometer auf dem Tacho zu haben, so dass man tatsächlich neben dem Auto her laufen könnte.

Diese Regelung, an welche sich offensichtlich viele Kraftfahrzeugführer nicht halten, steht seit 1995 in der Straßenverkehrsordnung (StVO). Der Paragraph 20 gibt näher Auskunft darüber. Wörtlich steht hier geschrieben: "(1) An Omnibussen des Linienverkehrs, an Straßenbahnen und an gekennzeichneten Schulbussen, die an Haltestellen (Zeichen 224) halten, darf, auch im Gegenverkehr, nur vorsichtig vorbeigefahren werden. (2) Wenn Fahrgäste ein- oder aussteigen, darf rechts nur mit Schrittgeschwindigkeit und nur in einem solchen Abstand vorbeigefahren werden, dass eine Gefährdung von Fahrgästen ausgeschlossen ist. Sie dürfen auch nicht behindert werden. Wenn nötig, muss der Fahrzeugführer warten. (3) Omnibusse . . . und . . . Schulbusse, die sich einer Haltestelle . . . nähern und Warnblinklicht eingeschaltet haben, dürfen nicht überholt werden. (4) An Omnibussen . . . und . . . Schulbussen, die an Haltestellen . . . halten und Warnblinklicht eingeschaltet haben, darf nur mit Schrittgeschwindigkeit und nur in einem solchen Abstand vorbeigefahren werden, dass eine Gefährdung von Fahrgästen ausgeschlossen ist. Die Schrittgeschwindigkeit gilt auch für den Gegenverkehr auf derselben Fahrbahn. Die Fahrgäste dürfen auch nicht behindert werden. Wenn nötig, muss der Fahrzeugführer warten . . ."

Eltern der Schulkinder in Stelzen wollen sich jetzt dafür einsetzen, dass die Haltestelle für den Schulbus an eine sicherere Stelle versetzt wird. Das Anliegen war von besorgten Eltern bereits vor einigen Jahren beim Ortschaftsrat vorgetragen worden, fand dort aber dazumal kein Gehör.


07.03.2007   
Osterbrunnenfest in Vorbereitung
Osterbrunnenfest in Vorbereitung

Vorschulkinder können Eier und Bastelarbeiten einen Tag vor Gründonnerstag anbringen
Von OTZ-Redakteurin Ulrike Grötsch Schmölln. Die Interessengemeinschaft Stadtmarketing in Schmölln beabsichtigt, zu Ostern auf dem Schmöllner Markt ein Osterbrunnenfest zu veranstalten.

Die organisatorischen Vorbereitungen dazu laufen bereits auf Hochtouren.

Während der jüngsten Zusammenkunft von Vertretern der Interessengemeinschaft am Dienstagabend im Hotel "Reussischer Hof" in Schmölln gab es eine ganze Reihe von Anregungen, wie das Fest zu Ostern für die Schmöllner und ihre Gäste gestaltet werden soll.

Rund um den Schmöllner Marktbrunnen soll das Osterbrunnenfest am Mittwoch, dem 4. April, durchgeführt werden.

Im Mittelpunkt des Geschehens werden an diesem Tag vor allem die Vorschulkinder stehen, die so auf das unmittelbar bevorstehende Osterfest eingestimmt werden sollen.

Denn die Mitglieder der Interessengemeinschaft wollen einen Tag vorher, also am 3. April, Schmuck für den Marktbrunnen basteln. Dieser soll dann am nächsten Tag am Brunnen angebracht werden.

Danach sollen die Kinder aus den Schmöllner Kindergärten die Gelegenheit erhalten, den Marktbrunnen zum Osterbrunnen umzugestalten. Ob bunt bemalte Ostereier oder auch andere Basteleien, jeder von ihnen kann dort etwas anbringen. Das gilt übrigens auch für Vorschulkinder, die nicht in einem Kindergarten betreut werden, informierte Astrid Pohl von der Interessengemeinschaft. Etwa 130 Kinder aus den Kindergärten werden erwartet. Kleine Leckereien wollen der Backshop Scholz und der Hofladen Bubinger aus Graicha für die Kinder bereithalten.


07.03.2007   
Benefiz-Konzert für „Patenschule“ geplant
08.03.2007
KINDERHILFE SRI LANKA
Benefiz-Konzert für „Patenschule“ geplant




„Danke Suhl“ – diesen Satz lesen die Mitglieder der Projektgruppe „Kinderhilfe Sri Lanka“ häufig. Denn die Kinder in Panadura, die von der Hilfe profitieren, wissen diese zu schätzen, und drücken das in Briefen und E-Mails aus. Deshalb soll das durch die Stadt organisierte Projekt, weiter gehen.

SUHL – Am vergangenen Freitag gab es Grund zum Feiern für die Schüler der Hirana Junior School in Panadura. Endlich bekamen sie Toiletten. So etwas hatten sie vorher nicht, mussten ihre Notdurft in einer verfallenen Hütte verrichten, unter unwürdigen Umständen. Jetzt ist das anders. Und zwar, weil Suhl ihnen Geld gegeben hat, zum Bau der Toiletten. Die Freude über einen ebenfalls davon sanierten Trinkwasserturm war nicht minder groß. Frisches Wasser und Toiletten – man muss vielleicht Opfer einer meterhohen Welle gewesen sein, damit man nachempfinden kann, was das für ein Glück ist.

Mehr als 60 000 Euro an Spenden hat die Projektgruppe bisher gesammelt. Das meiste wurde für die Hirana Junior School ausgegeben, „weil es mehr Sinn macht, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, und diese dafür richtig zu machen“, wie Sprecher Martin Kummer erläutert. Auch zukünftig soll die Schule im Vordergrund stehen, und mit ihr die betroffenen Schüler.

——————

Fokus auf Schule

——————

Um dafür Geld zu sammeln, veranstaltet die Initiative am 6. Mai ein Benefiz-Konzert im Haus Philharmonie. Unter dem Motto „Kinder helfen Kindern“ geben dort die Bigband der Musikschule, das Gesangsquartett „Four Seasons“ sowie das Jugendblasorchester Suhl ihr musikalisches Können zum Besten. Schirmherr der Veranstaltung wird Suhls Oberbürgermeister Jens Triebel sein. Ein Kuchenbasar soll es den Anwesenden zusätzlich erleichtern, ihr Geld dem wohltätigen Zweck zur Verfügung zu stellen.

Zwei Formen der Hilfe für Kinder und Jugendliche verfolgt das Projekt, das im Anschluss an den Tsunami im Jahr 2004 gegründet wurde. Einerseits bietet es Privatpersonen Patenschaften für Kinder an – 38 davon gibt es im Moment. „Die Sozialverwaltung vor Ort entscheidet, welche Kinder besonders zuverlässig sind. So soll gewährleistet werden, dass das Geld wirklich den Patenkindern zugute kommt“, sagt Kummer.

Acht Euro pro Monat zahlt der Pate für sein „Patenkind“ an die „Kinderhilfe Sri Lanka“. Vier bekommt das Kind sofort, vier werden auf ein Sparbuch getan, auf das erst ab dem 18. Lebensjahr zugegriffen werden kann.

——————

Bisher 38 Paten

——————

Daneben gibt es die Möglichkeit, Geld zu spenden. Von den Spenden werden Projekte rund um die „Patenschule“ bezahlt. „Die Schule hätte gern einen Spielplatz, und einen Zaun um das Schulgelände. Beides gehört zu den nächsten Dingen, bei denen wir finanziell helfen wollen“, so Kummer. Zur nächsten Sitzung der Projektgruppe am 3. April sind wieder alle Interessierten eingeladen. Helfer für das Konzert werden auch gesucht. CHRISTIAN RAUPACH

Infos zum Projekt, zu Spenden, Patenschaften und zum Konzert gibt’s bei Sybille Dressel unter 0 36 81 / 74 29 11.

„Unser Gruß an Suhl“. Mit diesem schwarz-rot-goldenen Plakat dankten die Schüler der Kinderhilfe Sri Lanka. - FOTO: privat

Brücken zum Anderen
Brücken zum Anderen

Brücken bauen - das war das mehrschichtige Thema dreier Projekttage in der evangelischen Grundschule. Gestern gingen sie mit der öffentlichen Präsentation in der Sporthalle zu Ende.

MÜHLHAUSEN (ter).

Aufgeräumte Stimmung und interessierte Gesichter gestern Nachmittag in der Sporthalle des evangelischen Schulzentrums: Während im hinteren Teil recht ansehnliche Bastelarbeiten zum Thema "Brückenbau" zu sehen waren, wurde vorn rezitiert, gesungen, getanzt, geturnt und Theater gespielt.

Brücken bauen - das kann vieles bedeuten. Zum Beispiel Brücken zu Menschen, die anders sind als wir. So hatten Kinder der Schule ein Alten- und Pflegeheim besucht, das Förderzentrum der Mühlhäuser Werkstätten und die Kinderabteilung des Unstrut-Hainich-Kreiskankenhauses. Eine andere Gruppe hatte sich mit Geografie, Sprache, Kultur und Lebensverhältnissen anderer Länder beschäftigt: Indonesien, Vietnam, Brasilien, Argentinien, Indien.

Brücken bauen, das kann auch heißen, sprachliche Brücken zu errichten. Dialoge in Englisch und Französisch sollten das deutlich machen.

Gelesen und mit Musikinstrumenten zum Klingen gebracht wurde die Geschichte von "Urmel aus dem Eis", jenem seltsam grünen Urwelt-Geschöpf, das richtig Leben ins Einerlei des Insel-Alltags bringt.

Die eigenwilligen Bilder des New Yorkers James Rizz waren den Kindern Vorbild, als sie Kulissen zu einem Theaterstück herstellten auf der Grundlage des Buchs "Die Kinderbrücke" von Max Bollinger. Darin werden Neid und Missgunst Erwachsener anhand einer eindrücklichen symbolhaften Geschichte ad absurdum geführt.

15 Gruppen waren von Lehrern, Erziehern und Eltern während der Projekttage angeleitet und unterstützt worden.


07.03.2007   
Null Bock auf Rechts
Null Bock auf Rechts

Jena. (tlz) Unter Jenas Schülern lassen sich immer weniger bekennende Rechtsradikale ausmachen. Auch verliert Gewalt im Alltag der Mädchen und Jungen an Bedeutung. Oder: Ein wachsender Anteil der Schüler erhält kein Taschengeld. Und selbst bei jenen 76 Prozent der Befragten, die regelmäßig eine "Finanzspritze" bekommen, ist der Monatsbetrag (Schnitt: 27 Euro bei Jungen, 25 Euro bei Mädchen) gegenüber Erhebungen von 2004 um ein, zwei Euro kleiner geworden. - Das sind nur einige Nuance der 7. "Jenaer Kinder- und Jugendstudie", die das Organisationsberatungsinstitut Orbit e.V. auf 70 Seiten im Auftrag des Jugendamtes erstellt hat.

Basis dafür war im November 2006 eine Befragung von 763 Gymnasiasten und 738 Regelschülern der 6., 8. und 10. Klassen, wobei 1087 jener Mädchen und Jungen einen verwertbaren Fragebogen zurücksandten.

In ihrer Stetigkeit - bei alle zwei Jahre fälliger Wiederholung - sei die Studie bundesweit einmalig, sagte Orbit-Mitstreiterin Ines Morgenstern. Auch sei das Papier nicht nur allgemeine Grundlage für den Jugendförderplan der Stadt, wie Jugendamtsabteilungsleiter Reinhard Schwabe betonte. Deutlich hätten sich in der Vergangenheit aus der Studie stets praktische Konsequenzen ergeben - etwa die Neukonzipierung der offenen Jugendarbeit, etwa das Mehr an städtischen Finanzmitteln für die Freizeitarbeit an Schulen. Weiteres Beispiel: Vor vier Jahren habe sich bei den jungen Leuten bedenkliches Ernährungsverhalten abgezeichnet, erläuterte Reinhard Schwabe. Und nachdem Jugendarbeitsträger mit Projekten und eigens eingerichtetem Fonds gegengesteuert hätten, seien in der Befragung von 2004 Verbesserungen sichtbar gewesen.

Bürgermeister Frank Schenker (CDU) sagte, dass die Studie auch in die anstehende Sportstättenplanung einfließt. "Wir haben hier Daten, die sonst so nicht erhoben werden." Zum Beispiel wurde ermittelt, dass 48 Prozent der Befragten in mindestens einem Verein Sport treiben - vier Prozent mehr als 2002. Auch aus dem Fragepunkt "Freizeit" - einer von neun Themenkomplexen - können Frank Schenker und seine Jugendamtsexperten direkt Nutzen ziehen für die wissenschaftliche Konferenz zur Gestaltung des Jugendzentrums Nord (22. März).

Bemerkenswert im "Jenaer Jahr der Familie 2007": Bei der "Lebenszufriedenheit" wurde unter sechs Aspekten von den Befragten am meisten die Situation in der eigenen Familie (62 Prozent) als positiv bewertet.

i Die Kinder- und Jugendstudie wird am Dienstag, 13. März, 19.30 Uhr im Konferenzraum des Uniturms (27. Etage) feierlich präsentiert.

400 Fotos, Modell und Katalog
400 Fotos, Modell und Katalog

Ronneburg. In der Ronneburger Regelschule ist das in einer Ausstellung jetzt öffentlich zu sehen, woran der 15-jährige Daniel Steinmüller fast zwei Jahre arbeitete, wofür er beim ausgelobten Umweltpreis 2006 des Landkreises Greiz eine Anerkennungsurkunde erhielt und Anfang März beim 13. Regionalwettbewerb Ostthüringen "Jugend forscht" auf Anhieb mit einem 3. Platz belohnt wurde: "Gewässer meiner Heimat" heißt die Schau mit fast 400 Fotos, einem Pflanzenkatalog und einem Geländemodell. Daniel hatte sich als Einzelbewerber der Aufgabe verschrieben, im ehemaligen Bergbaugebiet und jetzigem Sanierungsgebiet in und um Ronneburg auf rund 25 Quadratkilometern alle Stand- und Fließgewässer - das sind vier Teiche und fünf Bäche - mehrmals auf ihre Niederschlagsmengen, ihre Wasserqualität und deren Lebewesen zu untersuchen.

Schon in der 7. Klasse hatte er ein Plakat mit Fotos über die Gewässer der Heimat gestaltet und das nun für seinen Wettbewerbsbeitrag beträchtlich erweitert. "Unterstützt haben mich dabei Klaus Jakob, Leiter der Schul-AG, Oma Karla Steinmüller, die Wismut in Ronneburg und Seelingstädt mit tragbaren Messgeräten und Labor-Praktikum und natürlich meine Schule", sagt Daniel. Hilfe gaben ebenso mit Hinweisen und Vergleichsdaten das Thüringer Landesamt für Umwelt und Geologie, die Landesanstalt für Landwirtschaft und das Geraer Naturkundemuseum.

Stolz führt Daniel durch die Ausstellung, die man z.B. dem Stadtrat und auf jeden Fall zur Buga vorstellen sollte, würdigt Klaus Jakob die Leistung des Schülers. Mit seinen Forschungsergebnissen widerlegt Daniel landläufige Meinungen, dass Teiche und Bäche vom Bergbau belastet seien. Dass das nicht so ist und sie zunehmend sauberer werden, würden Tierarten und Pflanzen belegen, die sonst dort nicht existieren könnten. Als Beispiele nennt Daniel die Schlammfliege, verschiedene Insekten- und Fisch- sowie Pflanzenarten.

Seine Anregungen: den Zellenbach im Brunnenholz vom Laub befreien, damit er bis in den Badergraben fließen kann und ehrenamtliche Bach-Patenschaften gründen.


08.03.2007   Von Erika Baumann
Sucht hat viele Gesichter
Sucht hat viele Gesichter

Jugendliche informieren sich im Therapeutisch-Pädagogischen Zentrum "Grenzland"

Von OTZ-Redakteur Peter Hagen Lehesten. "Abhängigkeit ist eine Erkrankung, die man nicht heilen kann. Jeder, der abhängig ist, muss damit für immer leben." Mit dieser durchaus schockierenden Feststellung begann André Singer, Leiter des Therapeutisch-Pädagogischen Zentrums "Grenzland" in Lehesten, die Jugendstunde von Wurzbacher Schülern.

Die Mädchen und Jungen der 8. Klasse bereiten sich mit Cornelia Hofses auf ihre Jugendweihe vor und hatten sich hierbei u. a. für die Arbeit des Therapeutisch-Pädagogischen Zentrums, einer Einrichtung des CJD Weimar, interessiert. "Hut ab vor denen, die in Abhängigkeit geraten sind und nun lernen möchten, ohne Drogen zu leben", ging André Singer auf die Arbeit in Lehesten ein. Dabei machte er aber gleich deutlich, was alles zu den Suchtmitteln gezählt wird. Beispielsweise auch Nikotin, Alkohol, Kaffee, Medikamente, Schokolade. "Zu den Suchtmitteln und Drogen gehört alles, was meinen physischen und psychischen Zustand verändert", klärte André Singer auf. Immerhin 95 Prozent der Bevölkerung würden Suchtmittel konsumieren, aber nur fünf bis sieben Prozent daran erkranken. Es komme eben darauf an, Grenzen zu beachten. "Zu den giftigsten Drogen gehört Nikotin", verdeutlichte André Singer, dass nicht nur von den gesetzlich verbotenen Rauschgiften erhebliche Gefahren ausgehen. Wie aber schützt man sich am besten vor einer Abhängigkeit?

"Drogen sind tote Materie, sind nur ein Mittel - über den Konsum entscheidet allein die Person", erklärte André Singer. Leider würden beispielsweise mit Schokoladenzigaretten und Kindersekt schon sehr frühzeitig völlig überflüssige Erwachsenenbilder vorgegeben. Doch jedem müsse klar sein, "dass Drogen keineswegs cool und sexy machen, sondern im Endeffekt einsam und impotent." Das Wichtigste sei, auch nein sagen zu können. Dies zeuge von einer starken Persönlichkeit.

In der lockeren Diskussionsrunde erwähnten die Jugendlichen selbst ihre unterschiedlichen Verhaltensmuster. Geht man zur Disko, würde man eben Alkohol trinken, manchmal auch reichlich. Geht man zu Omas Geburtstag, dann tue man das eben nicht. Genau hierin sah André Singer bestätigt, was er den Mädchen und Jungen zu verdeutlichen versucht hatte. Der Konsument allein treffe die Entschei- dung, wann er wo was trinkt, ob er sich stundenlang vor einen Fernseher setzt bzw. mit der Playstation spielt, oder sich lieber mit Freunden trifft. Gerade im jugendlichen Alter sei es aufgrund der Funktion des Gehirns als Informationsspeicher wichtig, nicht in die Abhängigkeit zu geraten. "Sucht tut nicht weh, Sucht ist eine Krankheit mit Eigendynamik", so André Singer.

Im Therapeutisch-Pädagogischen Zentrum "Grenzland" in Lehesten werden derzeit 32 junge Leute im Alter von zwölf bis 21 Jahren betreut. "Es sind ausschließlich Jugendliche, die tatsächlich von sich aus eine Therapie machen möchten", ging André Singer auf die Arbeit dieser Einrichtung ein.


07.03.2007   
Brighton verlost Plätze an weiterführenden Schulen
Brighton verlost Plätze an weiterführenden Schulen

Mehr Gerechtigkeit beabsichtigt - Wohlhabende Eltern proben den Aufstand
Von OTZ-Korrespondentin Christina Wandt, London Es ging um Gerechtigkeit für die Ärmeren und führte jetzt zu einem Aufstand der Wohlhabenden: Brighton rückt als erste Stadt Großbritanniens vom Wohnortprinzip ab und vergibt Plätze an weiterführenden Schulen per Losverfahren. So soll sichergestellt werden, dass die beliebtesten Schulen nicht länger ein Reservat für Mittelklassekinder bleiben.

Das war auch das Ziel der britischen Regierung, die erst im Januar die entsprechenden Richtlinien so geändert hat, dass Zuweisungen per Los überhaupt möglich sind. Es gibt bereits einzelne Schulen im Land, die sich das neue Prinzip eigen gemacht haben, doch allein im Labour-regierten Brighton soll es von September 2008 an flächendeckend angewendet werden: Die Nähe zur Schule soll ein wichtiges Kriterium bleiben, doch erstens werden die Einzugsgebiete neu zugeschnitten. Zweitens entscheidet, da, wo es mehr Anmeldungen als Plätze gibt, das Los.

Darum fühlen sich nun die Eltern betrogen, die mit Blick auf die Bildung ihrer Kinder in einen der bevorzugten Bezirke gezogen sind und dort erhebliche Summen für ihre Häuser ausgegeben haben. Ihnen schwebte wohl kaum vor, ihre Kinder eines Tages an eine Schule mit einem höheren Anteil von Schülern aus ausländischen und sozial schwachen Familien zu schicken.

Als in der vergangenen Woche die - äußerst knappe - Entscheidung für das neue System fiel, protestierten vor dem Rathaus aufgebrachte Eltern; einige von ihnen erwägen sogar rechtliche Schritte. Sie wollten und könnten nicht hinnehmen, dass die Zukunft ihrer Kinder von einer Lotterie abhängig gemacht werde.

Glaubt man dagegen der Vorsitzenden des städtischen Schulausschusses, Pat Hawkes, hat das bisherige System für einige Schüler nur Nieten bereit gehalten: "Brighton und Hove sind unterteilt in Wohlhabende und Habenichtse, die bisher zurückgelassen wurden." Es sei an der Zeit, den Kindern aus benachteiligten Familien eine Chance zu geben.

Schon spricht der "Independent" von einem Klassenkampf und zitiert Familienvater Chris Bourne, der den Protest gegen das neue System für "selbstsüchtig" hält: Es könne doch nicht sein, dass der Kauf eines hübschen Hauses ein Freifahrschein für bessere Bildung des Nachwuchses sei.


06.03.2007   
Alles eine Frage der Logistik
Alles eine Frage der Logistik

Zum Frauentag: Katrin Skatulla ist Mutter von vier Kindern und Krankenschwester mit Herz
Von Sebastian Helbing Jena (OTZ). Gestern Abend kurz nach 20 Uhr. Seit fünf Uhr morgens ist Katrin Skatulla auf den Beinen. "Es tut mir leid, es ist schon wieder alles anders." Mit vier Kindern - der großen Julia (14) und den Drillingen Tim, Tom und Tina (6) - ist das normal im Leben der Skatullas. "Da kann der Plan noch so gut sein", gesteht die Mama.

Gestern war es der Anruf aus der Schule, der alles durcheinander brachte. Tom ist krank. "Da habe ich angefangen, umzuplanen", erzählt die Krankenschwester. Ihre Schicht im Klinikum kann sie problemlos um zwei Stunden nach hinten verschieben. "Da bin ich so froh, dass die Pflegeleitung uns hilft." Die vierfache Mutter arbeitet im Springerpool. "Wo Bedarf ist, werden wir eingesetzt", erklärt sie, die Schwester "aus Leidenschaft ist". Gestern auf Station 420, der Kardiologie. Als sie mit dem Dienst beginnt, übernimmt Ehemann Martin die Kinder. Auch er arbeitet Schicht bei Schott. Das zieht sich so durch durchs Leben. "Das eine Wochenende arbeitet er, das andere ich." Dieser Tage ist Martin in der Frühschicht, Katrin im Spätdienst. Logistik sei einfach alles. Und ohne Hilfe von außen das System der Skatullas nicht aufrecht zu erhalten. Katrin ist die Familienmanagerin, mag es aber gar nicht, in den Vordergrund zu rutschen - auch nicht am Frauentag. "Bei uns hängt das alles von so vielen Faktoren ab", sagt sie. Da sind die Arbeitgeber, die Lehrer, die Hortner und die Ersatz-Großeltern. "Unsere einstige Kinderärztin und ihr Mann haben sich uns angenommen. Sie helfen, wo sie nur können." Da passen sie auf die Rasselbande auf, damit "wir mal Zeit für uns haben". Solche Momente sind rar. Doch allgemein gilt bei den Skatullas: "Die Stunden gemeinsam genießt man viel intensiver."

"Selbst Oberbürgermeister Schröter hat sich schon zum Babysitten angeboten", erzählt Katrin. Bisher sind sie noch nicht darauf zurückgekommen. Das Logistik-System geht (meist) auf. Die Stunden für sich versucht die 44-Jährige, zwischendrin abzuknapsen - "auch wenn´s nicht immer klappt. Aber ich arbeite an mir". Dann kombiniert sie eben Notwendiges mit dem Angenehmen und fährt mit dem Fahrrad zur Arbeit.

Abends macht sie das ähnlich: Dann schaut sie beim Bügeln fern. Gestern nach Schichtende um 22 Uhr wird sie nur noch ins Bett gefallen sein. Der Wecker war längst auf fünf Uhr gestellt - heute wie jeden Tag. "Alles eine Frage der Disziplin."


07.03.2007   
Rausschmiss wegen "Vagina"
07. März 2007
 

US-SCHÜLERINNEN

Rausschmiss wegen "Vagina"

Eine Schule nahe New York hat drei 16-Jährige vom Unterricht suspendiert, weil sie bei einer Lesung das böse V-Wort aussprachen. Das war schwer zu vermeiden - die Schülerinnen lasen aus den berühmten "Vagina-Monologen". Eltern und Schüler sind empört, die Autorin ebenso.

Cross River - Ein einziges Wort bringt eine ganze Schule in Aufruhr. Lehrer reagieren verstört. Dieses Wort wollen sie an ihrer Schule auf keinen Fall dulden. Es lautet: Vagina.

Schülerinnen Hannah Levinson, Megan Reback und Elan Stahl (von links): Suspendiert wegen des V-Worts
Großbildansicht
AP Photo/ The Journal News, Ricky Flores

Schülerinnen Hannah Levinson, Megan Reback und Elan Stahl (von links): Suspendiert wegen des V-Worts

Drei US-Schülerinnen aus Cross River, einem Vorort von New York, haben das V-Wort bei einer Schulveranstaltung Ende letzter Woche öffentlich ausgesprochen. Vor Eltern, Schülern und Kindern. Die Folge: Die Zehntklässlerinnen wurden vom Unterricht suspendiert.

Vermeiden ließ sich das Wort allerdings nur schwer. Immerhin lasen Megan Reback, Hannah Levinson und Elan Stahl Auszüge aus den weltweit bekannten "Vagina-Monologen" der Theaterautorin Eva Ensler vor. Mit Lehrern hatten sie das vorher sogar abgesprochen - und die hatten zugestimmt. Nur das eine Wort, Vagina, sollten die drei Schülerinnen doch bitte vermeiden.

Beim "Open Mic Day" an der John Jay High School stellen sich Schüler mit einem Mikrofon auf die Bühne und lesen Texte vor. Ein Junge hatte selbst etwas geschrieben, der Football-Trainer deklamierte Shakespeare. Alles war friedlich, schön, harmonisch. Bis Megan, Hannah und Elan auftraten. Die entscheidende Passage lasen sie zu dritt: "Mein kurzes Kleid ist eine Flagge der Befreiung in der Armee der Frauen. Ich erkläre diese Straßen, alle Straßen, zum Land meiner Vagina."

Oops!

Rektor Richard Leprine zog prompt Konsequenzen und suspendierte das Trio: Die Schülerinnen müssen, getrennt voneinander, diese Woche einen Tag dem Unterricht fernbleiben, ihn aber an der Schule verbringen. Mit dieser symbolischen Strafe reagiere die Schulleitung nicht auf den Inhalt des Vortrags, sondern auf den Ungehorsam der Schülerinnen, so Leprine in einer Stellungnahme. Sie hätten sich einer Anordnung der Lehrer widersetzt und müssten nun die Konsequenzen tragen.

"Das ist mein Körper"

Die Schülerinnen sehen das ganz anders und verteidigten ihre Lesung. Sie können nicht verstehen, warum sie vor Publikum aus den "Vagina-Monologen" lesen, das Wort selbst aber nicht aussprechen durften: "Es ist nicht geschmacklos oder unangemessen, das Wort Vagina zu sagen", sagt Megan Reback, "es war wichtig für mich, es auf der Bühne loszuwerden." Sie hält es für sinnlos, wenn eine Schulleitung von ihr erwarte, nicht über ihren Körper zu sprechen - "es ist meiner", so Megan. Mitschülerin Hannah Levinson gibt freimütig zu, dass die drei bewusst die Lehrer-Anweisung übergingen. Sie ist überzeugt: "Wir haben das Richtige getan."

Die drei Schülerinnen sind nun so etwas wie Märtyrerinnen für die Sache der Frauen, für die Kunst- und Redefreiheit. Darauf hält man in den USA traditionell große Stücke - und doch gibt es immer wieder Streit etwa um Bücher, die aus Schulen und Bibliotheken verbannt werden. Auch der Fall in Cross River löste sogleich eine heftige Diskussion über die Zensur an öffentlichen Schulen aus - und über prüde Moralvorstellungen: Was soll schlimm daran sein, Geschlechtsteile beim Namen zu nennen? Und wie sonst, wenn nicht einmal mit den biologisch korrekten Wörtern?

Verbannte Bücher: Ab in den Giftschrank

Fotostrecke starten: Klicken Sie auf ein Bild (16 Bilder)

Viele Eltern reagierten wütend auf die Suspendierung der Jugendlichen und sprechen von einem "zum Himmel schreienden Zensurversuch". Mitschüler laufen mit bedruckten T-Shirts und Postern durch die Schule, um gegen die Suspendierung zu demonstrieren.

Mittlerweile hat sich auch die Autorin der "Vagina-Monologe" zu Wort gemeldet. Die amerikanische Schriftstellerin Eva Ensler ist regelrecht begeistert über die kleine Rebellion der Schülerinnen: "Wir wollen doch, dass sich Kinder gegen Autoritäten stellen, die widersinnig sind." Der Fall zeige, wie sexuelle Aufklärung an US-amerikanischen Schulen funktioniere. "Es ist nicht gesund, was Kinder über ihren Körper beigebracht bekommen."

Die "Monologe"-Autorin jubelt

Vor über zehn Jahren hat Eva Ensler die "Vagina-Monologe" geschrieben. Sie führte über 200 Interviews, um herauszufinden, was Frauen über ihre intimste Stelle denken und warum sie eigentlich so wenig darüber reden. Das Buch, aus dem bald ein Theatertstück wurde, ist mal amüsant, mal verstörend. 13-jährige Mädchen und 70-jährige Frauen sprechen über ihre sexuellen Erfahrungen. Eine Interviewpartnerin berichtet über eine Vergewaltigung in Bosnien.

Das Buch hat weltweit für Wirbel gesorgt. Es wurde in über 40 Sprachen übersetzt, das Stück in Theatern auf der ganzen Welt aufgeführt. Auf das Publikum wirkt es irritierend. Und das soll es auch. Ensler will Frauen die Angst und Verlegenheit vor ihrem eigenen Körper nehmen. Offenbar mit Erfolg. Mittlerweile ist ein regelrechter Kult um die "Vagina-Monologe" entstanden. In den USA beteiligten sich Stars wie Alanis Morrissette, Calista Flockhart oder Whoopi Goldberg an Lesungen, in Deutschland Iris Berben, Hannelore Elsner und Katja Riemann. Der Valentinstag wurde schon zum "V-Day" ausgerufen.

Mit der Suspendierung der Schülerinnen in Cross River ist die V-Wort-Affäre noch nicht erledigt. Autorin Eva Ensler hat angekündigt, die Schule zu besuchen. Mit Lehrern, Eltern und Schülern will sie über den Vagina-Fall diskutieren. Die Ironie der Geschichte: In der High School steht das Buch sogar auf dem Lehrplan der 10. Klasse.

mer/jol/AP

Abspann zum Pressespiegel
Abspann zum Pressespiegel
--

(A) Texte und Bilder unterliegen dem Urheberrecht und Copyright der
    Autoren. Jedes Zitat verweist im Kopf auf die Originalquelle.
(B) Aus über 100 Quellen werden beim Querlesen interessant erscheinende
    Artikel auszugsweise zu einer Sammlung zusammengestellt. Es wird
    kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Die Auswahl der Zitate
    und Markierungen darin stellen keine Wertung dar.
(C) Trotz sorgfältiger Kontrolle kann der Autor bei Unkenntnis keine
    Haftung für die Inhalte verlinkter Inhalte übernehmen.
(D) Wer die Mails unerwünscht erhält, antwortet per Mail mit einem
    Hinweis.

Impressum
    Internet: http://lev-thueringen.de
    E-Mail: sopr@lev-thueringen.de

Herausgeber ist die Landeselternvertretung Thüringen
    Geschäftsstelle
    Heinrich-Heine-Allee 2-4
    99438 Bad Berka
    Hinweis: Unser Geschäftsstellenleiter ist im Moment zur
    Kur und daher nicht erreichbar, wenden Sie sich bitte an:
    Alexander Grimm (Gemeinsamer Landeselternsprecher)
    -> http://lev.thueringen.googlepages.com/lev#gs

Verantwortlich und Redaktion
    Dipl.-Ing. Sören G. Prüfer

Der Newsletter ist ein kostenloser Informationsservice der LEV Thüringen.