82 Millionen Euro für Geras Schulen
Schulen in Gera Debschwitz
Bereits erfolgreich saniert und neu gebaut - Schulen in Gera Debschwitz (Foto: OTZ/Dressel)

OB Dr. Vornehm: Bis 2012 optimale Lernbedingungen für alle - Welche Schulen schließen

Von Uwe Müller

Gera (OTZ). Ein großangelegtes Investitionsprogramm in Bildung und Zukunft hat gestern Oberbürgermeister Dr. Norbert Vornehm (SPD) vorgelegt. Bis zum Jahre 2012 sollen an allen staatlichen Schulen optimale Lernbedingungen geschaffen sein.
75 Millionen Euro werden demzufolge in Neubau, Sanierung und Modernisierung der Schulhäuser fließen, weitere sieben Millionen Euro in die Ausstattung der Schulen. Das sieht der Entwurf des Schulnetz- und Sanierungsplanes vor. Im Paket inklusive: Schulschließungen. Marode Schulgebäude sollen dicht gemacht werden. "Bei einigen Plattenbau-Schulen habe ich überhaupt keine Hemmung, den Bagger anfahren zu lassen", bekundet der Rathauschef. Bei historischen, womöglich denkmalgeschützten Schulen mit guter Bausubstanz gibt es Pläne für Nachnutzungen. Mit dem Schulnetz- und Sanierungsplan werden 1000 Schülerplätze abgebaut, da die Kapazität bereits jetzt deutlich über den tatsächlichen Schülerzahlen liegt; Sozialdezernentin Christiane Neudert (PDS) erwartet aufgrund der Geburtenentwicklung die Talsohle erst im Schuljahr 2010/11.

Geschlossen werden sollen der Standort Nicolaiberg des Goethegymnasiums und die Gesamtschule Lusan - beides hatte unsere Zeitung bereits im Herbst aus den Diskussionen im Schul- und Bildungsausschuss des Stadtrates herausgehört - sowie die Schulen in Liebschwitz und Aga. Die Ostschule und die Neulandschule sollen künftig als Berufsschulen dienen; hier muss die Stadt noch die Landesplanungen zum Thüringer Berufsschulnetz abwarten. Die Grundschule Trebnitzer Straße könnte an den Schulstandort Erich-Mühsam-Straße angegliedert werden. Weitere vier Schulen müssen ebenfalls um ihre Existenz bangen: die Grundschule Saarbachtal, die Vierte Regelschule in Lusan, die Tabaluga-Grundschule in Bieblach-Ost und das Förderzentrum Elsterberger Straße. Sie sind als Bedarfsstandorte gekennzeichnet. Das bedeutet, dass an diesen Schulen vorläufig nichts investiert wird. In Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung der Schülerzahlen soll nach 2012 über deren Zukunft entschieden werden.

Kern des Schulnetz- und Sanierungsplanes ist der Neubau von zwei Schulen im Stadtzentrum und in Lusan. Die Stadt selbst kann sich finanziell diese Investitionen nicht leisten. Sie sollen von privaten Geldgebern getragen werden, ähnlich der bereits erfolgten Schulsanierungen in Untermhaus und Debschwitz. Neu ist, dass Privat auch die Betreibung der Schulen übertragen werden soll. Gespräche bis auf Ministerebene seien bereits gelaufen, erklärte Dr. Vornehm. "Ich gehe davon aus, dass die Landesregierung das Projekt mit uns realisieren will", äußerte sich der OB zuversichtlich.

Die beiden Neubauschulen sollen unter einem Dach Grund-, Regelschule, Gymnasium bzw. Gesamtschule vereinen. Damit könne die Stadt flexibler auf die Entwicklung der Schülerzahlen und auf die Entscheidungen, welcher Bildungsweg nach der Grundschule eingeschlagen wird, reagieren. Heuer schnellt die Übertrittsquote zum Gymnasium auf 44,9 Prozent hoch, weiß die Sozialdezernentin.

Neben diesem pragmatischen Ansatz erwartet der sozialdemokratische Oberbürgermeister, dass sich längeres gemeinsames Lernen durchsetzen werde und sich nicht, wie bisher, die Wege nach der vierten Klasse trennen. "Ich beobachte mit Interesse, dass in dieser Frage ideologische Schützengräben zugeschüttet werden", sieht Dr. Vornehm Tendenzen in Nachwirkung der Pisa-Studien.

Der Beschluss zum Schulnetz- und Sanierungsplan, der die langfristigen Standorte bis ins Jahr 2030 betrachtet, wird bis zur Sommerpause im Stadtrat erwartet. Der Oberbürgermeister gibt sich nicht der Illusion hin, dass der von ihm vorgelegte Entwurf die Endfassung ist. Vielmehr soll es eine breite Debatte in den Schulkonferenzen und den politischen Gremien der Stadt geben. Ab 2009 könnte das Schulbausanierungsprogramm umgesetzt werden, hieß es gestern zum weiteren Zeitplan.

Ostthüringer Zeitung vom 16.3.2007