27.03.2007
Keine Sicherheit, Geld zum Fenster raus?
Umbau des Gymnasiums Bad Liebenstein zur Regelschule braucht viel Zeit und Geld




Sicherheitsmängel und Informationen über sich drastisch erhöhende Umbaukosten haben erneut die Verfechter anderer Standort-Varianten für die Regelschule im Oberland auf den Plan gerufen. Jürgen Holland-Nell (SPD) stellt im Kreistag zunächst kritische Anfragen zum Gymnasium Bad Liebenstein, in dem ab Herbst eine Regelschule errichtet wird.

SCHWEINA – Nach seinen Informationen hat es eine Schulbegehung am Herzog-Georg-Gymnasium gegeben, bei der unter anderem ein Sicherheitsingenieur des (in dieser Hinsicht auch für den Wartburgkreis zuständigen) Schulamtes Schmalkalden folgendes feststellte: Es sei keine Sicherheitsbeleuchtung vorhanden, ebenso wenig eine Alarmierungsanlage, ein zweiter Flucht- und Rettungsweg aus dem Dachgeschoss fehlt, eine Brandschutztür ist nicht funktionsfähig. Weitere kleinere Mängel sind aufgelistet.

Im gleichen Atemzug kam den Schweinaer Kreispolitikern Kurt Kellner (CDU) und Jürgen Holland-Nell (SPD) – die schon mit mehreren Anläufen im Kreistag für den Erhalt ihrer Regelschule gekämpft hatten – ein Protokoll über eine gemeinsame Sitzung der Schulkonferenz der Regelschule Barchfeld und Schweina in die Hände. Darin heißt es, dass bis zum 31. August 2007 zunächst 360 000 Euro in den Umbau von Bad Liebenstein gesteckt werden sollen, und in gleicher Höhe müsse in den nächsten Jahren weiter saniert werden. Erst 2008 soll ein Treppenturm als Fluchtweg angebaut werden. Und der zu erwartende Baulärm soll zumindest zur Prüfungszeit unterbrochen werden. Es folgt eine Auflistung aller Umbauten, die vom Keller bis zum Dach nötig sein werden.

Kurt Kellner und Jürgen Holland-Nell bringen solche Aussagen auf die Palme – „Wenn man Kindern schon solche guten Bedingungen wie in Schweina und Barchfeld nimmt, dann kann man sie doch nicht in schlechtere stecken“, sagt Holland-Nell. „In Schweina ist alles vorhanden, was man in Bad Liebenstein erst noch schaffen müsste“, empört sich Kurt Kellner, schaut auf eine Schule, „die problemlos und ohne Investitionen 430 Schüler aufnehmen könnte“ und zieht einen Vergleich der Schulverwaltung mit der Wirtschaft: „Jede Firma würde pleite gehen, wenn sie so mit Geld umgehen würde!“

Er macht es konkret: So würden in Bad Liebenstein nach seinen Berechnungen fünf Technikräume benötigt, die es nicht gibt. In Schweina gebe es vier, und ein fünfter könnte problemlos auf der gleichen Etage eingerichtet werden. Während in Bad Liebenstein im Dachgeschoss zwei neue Computerkabinette errichtet werden müssen und im Chemieraum der komplette Abzug erneuert werden muss, ist dies alles in Schweina vorhanden. Hier gebe es sogar eine automatische Abzugsvorrichtung für die Chemikalienschränke.

Die Sporthalle in Bad Liebenstein wiese Fußbodenschäden auf, das Hallendach sei undicht und es gebe Wassereinbrüche im Gymnastikraum. In Schweina stehe die intakte Sporthalle mit einer Deckenhöhe, die auch Volleyball möglich mache.

Die Sicherheit der Schüler bewegt die beiden Politiker besonders, und sie wissen sich dabei im Verein mit Falk Hausdörfer (PDS), der ebenfalls im Kreistag sitzt. An dessen Anfrage im Kreistag vom September 2005 erinnert sich Kurt Kellner noch genau: Welche voraussichtlichen Kosten entstehen bei der Umsetzung des Schulnetzes im Oberland? Damals, vorm Beschluss des Schulnetzes, sei von 177 000 Euro die Rede gewesen. Im Haushalt 2007 stünden schon 270 000 Euro, und nun sei von weit mehr zu hören – eine Summe, die sich in drei Jahren auf eine Million erhöhen könne.

„Der Kreistag ist getäuscht worden“, sieht Kellner genau die Befürchtungen bestätigt, die er schon damals hegte und aussprach. Und er ist überzeugt, das dies genauso für andere Regionen des Wartburgkreises gilt. „So kann man mit öffentlichen Geldern und den Kreistagsmitgliedern doch nicht umgehen!“

„Aus jetziger Sicht ist nicht erkennbar, dass zum neuen Schuljahr in Bad Liebenstein fachgerechter und sicherer Unterricht für unsere Kinder gemacht werden kann“, betont Jürgen Holland-Nell. Er verlangt konkrete Auskunft auf folgende Fragen: „Wie wird die Sicherheit der Schüler ab dem Schuljahr 2007/08 gewährleistet, wenn die notwendigen Baumaßnahmen (z.B. für die Rettungswege) erst 2008 vorgesehen sind? Wer zeichnet verantwortlich, wenn ein Schaden aufgrund mangelhafter oder fehlender Voraussetzungen für einen ordentlichen Schulbetrieb eintritt? Wie werden die geplanten Baumaßnahmen bis zum 31. August (also während der Schulzeit) finanziert?“ (fr)