Der Schock sitzt tief

Der Schock sitzt tief

Bad Freienwalde (sg/MOZ) Der Schock bei Lehrern und Eltern der Käthe-Kollwitz-Grundschule in Bad Freienwalde sitzt tief. Das brandenburgische Ministerium für Bildung, Jugend und Sport hat den Antrag auf Ganztagsbetrieb abgelehnt und begründet dies mit den inzwischen knapp gewordenen Mitteln. Der Elternrat will diese Absage jedoch nicht hinnehmen, hat an Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) einen Brief geschrieben und fordert ihn zum Gespräch auf.

"Wir wollen, dass mindestens 25 Prozent der Grundschüler und ein Drittel der Sekundarstufe-I-Schüler mit Ganztagsangeboten versorgt sind", sagte Stephan Breiding, Pressesprecher des Potsdamer Bildungsministeriums, am Mittwoch auf Anfrage. Dies sei zu Beginn der Diskussion zur Ganztagsschule so erklärt worden.

Diese Mindestvariante sei gekoppelt an die Mittel, die dem Ministerium zur Verfügung stehen. Und gerade die vom Bund bereitgestellten Finanzen seien begrenzt. Anfangs habe es nur wenig Bewerbungen von Schulen gegeben, so dass auch ausreichend Geld vorhanden war. "Inzwischen liegen so viele Bewerbungen vor, dass wir uns daran orientieren, was wir am Anfang gesagt haben", so Breiding.

Da in Bad Freienwalde zwei von drei Grundschulen, nämlich die Theodor-Fontane-Grundschule sowie die Grundschule Neuenhagen, bereits Ganztagsschulbetrieb anbieten und die entsprechende Förderung erhalten haben, sei die Mindestversorgung bereits überschritten, so Breiding. Bei der Fülle von Bewerbungen werden jetzt zunächst Schulen aus jenen Gebieten vorgezogen, in den die Ganztagsschulen unterrepräsentiert sind. Mit den Konzepten habe die Ablehnung nichts zu tun,. diese seien in der Regel gut.

"Wir hätten theoretisch nichts dagegen, wenn alle Schulen auf Ganztagsbetrieb umstellen, wir haben aber begrenzte Mittel von der Personalseite und von den Investitionen her", betonte der Pressesprecher. Noch sind allerdings nicht alle Messen gesungen. Es gebe noch mal eine Antragsrunde, führte der Sprecher weiter aus. Dann könne sich auch die Bad Freienwalder Grundschule noch einmal bewerben.

"Das Merkwürdige dabei ist, dass dieser vom Ministerium geäußerte Grundsatz bisher nicht bekannt war", sagte Marco Büchel (Die Linke.PDS), der als Stadtverordneter den Ausschusses für Bildung, Jugend, Kultur, Soziales und Sport leitet. Das Gremium habe sich mit der Ablehnung befasst und halte daran fest, dass auch die Kollwitz-Grundschule künftig Ganztagsunterricht anbieten soll. "Diese Schule macht auch ohne Ganztag eine gute Arbeit", konstatierte Büchel. Dennoch sei das Angebot für den Schulstandort wichtig. Er wolle alles tun, damit die Schule bei der nächsten Antragsrunde gleich unter den ersten ist.

Tief enttäuscht von der Entscheidung des Ministeriums ist Marlies Krüger, Rektorin der Kollwitz-Grundschule. "Damit haben wir nicht gerechnet", sagte sie. Von dem Schock hätten sich Lehrer und Eltern noch nicht erholt. Sie fühlten sich vom Ministerium verschaukelt.

Sowohl von Seiten der Stadt als Schulträger als auch von Seiten des Staatlichen Schulamtes seien Zweifel an der Begründung des Ministeriums laut geworden. Der Grundsatz der Mindestversorgung sei in keiner der Behörden bisher bekannt gewesen. "Sonst hätte ich mich doch nicht ein halbes Jahr lang mit diesem Thema beschäftigt", ergänzte die Schulleiterin. Von begrenzten Mitteln sei darüber hinaus nicht die Rede gewesen.

Die Eltern wollen die Situation nicht kampflos hinnehmen. Der Elternrat habe ein Schreiben an Minister Holger Rupprecht (SPD) geschickt, so Marlies Krüger. Er sieht unter anderem die Chancengleichheit nicht gegeben, wenn die zurzeit 205 Kinder nicht unter den gleichen schulischen Bedingungen lernen wie die anderen Kinder der Stadt.

Mit der Genehmigung des Ganztagsbetriebs hätte die Stadt rund 370 000 Euro Fördermittel von Land und Bund für die damit verbundenen Umbauten an der Schule bekommen. Dieses Geld bleibt nun vorerst aus. Damit wären auch die Brandschutzauflagen des Landkreises erfüllt worden. "Mit dem Landkreis wurden bereits Gespräche geführt", sagte Marco Büchel. Ziel sei es, Fristen zu verlängern, bis eine andere Möglichkeit der Finanzierung gefunden wird.



Freitag, 18. Mai 2007 (08:43)