Ist Gott aus der Schule verbannt worden?
Evangelischer Kirchentag
8.06.07

Ist Gott aus der Schule verbannt worden?

 

Helmut Stücher

K ö l n (idea) – Sollten Eltern in Deutschland ihre Kinder zu Hause unterrichten dürfen, statt sie in die Schule schicken zu müssen? Auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Köln wurde diese Frage am 8. Juni kontrovers diskutiert.

Der Gründer der Philadelphia-Schule, Helmut Stücher (Siegen), verteidigte den Hausschulunterricht. Der Unterricht an öffentlichen Schulen widerspreche dem christlichen Menschenbild. Die Frühsexualisierung und das neo-marxistische Gedankengut vieler Lehrer schadeten der Entwicklung der Kinder. Gott sei weithin aus der Schule verbannt worden. Er komme nur noch im Religionsunterricht vor – „und dort auch nur als einer neben anderen Göttern“, sagte der elffache Vater, der sieben seiner Kinder zu Hause unterrichtet hat. Rückendeckung bekam er vom Vorsitzenden des Vereins „Schulunterricht zu Hause“, Armin Eckermann (Dreieich bei Frankfurt am Main)). Studien in den USA, wo der Hausunterricht seit 30 Jahren praktiziert werde, hätten ergeben, dass Hausschüler sowohl im Wissen als auch im Sozialverhalten weit über dem Durchschnitt lägen. Auch hätten sie später keine Schwierigkeiten, einen Arbeitsplatz zu finden, da Unternehmen sie aufgrund ihrer Kompetenzen gern nähmen.

Religionsunterricht nicht schlechtreden

Der rheinische Oberkirchenrat i.R. Harald Bewersdorf (Düsseldorf) kritisierte, dass religiöse Schulverweigerung vielfach elterlich motiviert sei und nicht nach dem Willen des Kindes gefragt werde. Er forderte Hausschulanhänger zum Dialog darüber auf, an welchen Stellen das deutsche Schulsystem verbesserungswürdig sei, anstatt den Religionsunterricht schlechtzureden. Die Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) bezeichnete das deutsche Schulsystem als eines der freiheitlichsten der Welt. So hätten Eltern die Freiheit, zwischen zahlreichen unterschiedlichen Schulformen für ihre Kinder zu wählen. Sie halte es für wichtig, dass Kinder in der Schule lernten, sich auch mit anderen Weltanschauungen und Religionen auseinanderzusetzen. „Schon in 15 Jahren werden 40 Prozent der Schüler islamischen Glaubens sein.“ Auch Ministerialrat Harald Achilles (Wiesbaden) verteidigte die Schulpflicht in Deutschland. Sie vermittle nicht nur Wissen, sondern auch soziale Kompetenzen. Damit sei sie ein entscheidender Beitrag zur Integration.