Alkohol spielt traurige Hauptrolle
Alkohol spielt traurige Hauptrolle

LANDKREIS (vd). Jedes Wochenende ein ähnliches Szenario: Die Rettungsdienste fungieren als Taxis für hilflose Jugendliche, die bei Feiern Alkohol in sich hinein geschüttet haben. Kampftrinken ist ein riesiges Problem, so Amtärztin Andrea Lein.Das Bewusstsein, dass Alkohol ein Droge ist, sei unter Jugendlichen zu wenig verbreitet. Stattdessen gilt das Trinken bei einigen als modern, "die Folgen von Alkoholismus werden viel zu sehr verharmlost", so Andrea Lein. Ähnliches gilt für den Konsum von Cannabis, auch er entwickele sich zum Trend. "Jedes Wochenende ein komatöser Jugendlicher im Landkreis - das ist die bittere Wahrheit", so die Amtsärztin. Der Landkreis Gotha gibt pro Jahr 157 000 Euro aus, um zwei Beratungsstellen zu finanzieren: Die Suchthilfe in Thüringen (SiT) gGmbH in Gotha und die Kompass gGmbH in Waltershausen mit Außenstelle in Ohrdruf. Das Alter derer, die bei Suchtproblemen Hilfe suchen und benötigen, reicht vom 14- bis zum 70-Jährigen. Die SiT betreute im vergangenen Jahr 370 Klienten sowie deren Angehörige. Mit 191 Fällen spielte das Suchtmittel Alkohol die traurige Hauptrolle; illegale Drogen wie Cannabis, Crack oder Kokain nahmen mit 43 Fällen weit weniger Raum ein. Fünf Betroffene waren süchtig nach Glücksspiel oder Medikamenten. 43 Mal vermittelte die SiT in Entgiftungstherapien, 36 Mal in Entwöhnungen. "Vor allem in den Gesprächen mit Angehörigen wurde deutlich, dass Eltern zunehmend Probleme mit dem steigenden Alkoholkonsum der Heranwachsenden bekommen", sagt SiT-Beratungsstellenleiterin Elke Karpinski. Auch bei der Kompass Suchtberatung spielte Alkohol die traurige Hauptrolle: Von den 171 Klienten im Jahr 2006 war in 99 Fällen Abhängigkeit oder schädlicher Gebrauch von Alkoholika festzustellen. Von den insgesamt 1650 Kontakten nahm die Beratung von Angehörigen und Eltern Betroffener immer mehr Raum ein.Wünschenswert sei eine breite gesellschaftliche Kampagne, die über die Schädlichkeit von zu viel Alkohol aufklärt, ähnlich wie die gegen das Rauchen, so die Mitarbeiter in den Beratungsstellen. Ihre mahnenden Worte: Die Grundlage für Alkoholprobleme wird sehr zeitig gelegt, elf Jahre seien mittlerweile das Einstiegsalter.


11.06.2007