Starthilfen: Der sanfte Einstieg am Gymnasium und was sich Lehrer dafür
Starthilfen: Der sanfte Einstieg am Gymnasium und was sich Lehrer dafür so alles einfallen lassen

EISENACH/WARTBURGKREIS. Mit einem Mal Latein. Eine völlig andere Schule. Vielleicht das erste Mal im Schulbus unterwegs, die meisten Klassenkameraden unbekannt: So ist der Start am Gymnasium. Es geht aber auch sanfter.

Am Ernst-Abbe-Gymnasium werden in den frischen fünften Klassen zunächst nur gute Leistungen bewertet. Einsen, Zweien, auch Dreien finden den Weg ins Klassenbuch. "Was eine Vier ist und schlechter, wird nicht eingetragen." Die Schonfrist gilt bis zu den Herbstferien, schildert Lehrerin Heidi Winkler. Sie ist Koordinatorin für den "sanften Übergang". Die Lehrer seien jedoch angehalten, den Schülern durchaus klar zu machen, wenn eine verschluderte Hausaufgabe oder eine klägliche Punktzahl im Test eine Fünf oder gar eine Sechs bedeutet hätten.

Mit 71 neuen Gymnasiasten konnte die Abbe-Schule nach dem Durchhänger im Vorjahr (45) diesmal wieder drei fünfte Klassen aufmachen. In zweien wird neben dem obligatorischen Englisch als zweite Fremdsprache Latein unterrichtet, in einer Klasse ist es Französisch. Um den gelungenen Übergang von der Grundschule ins Gymnasium kümmert sich eine regelrechte Arbeitsgruppe aus mehreren Lehrern. Als "nahezu phantastisch" bezeichnet Direktor Günter Straßburg den Umstand, dass die Schule mit dem sogenannten Haus III am Theaterplatz ein extra Gebäude hat, in dem nur die "Kleinen", also die Fünfer und Sechser, lernen. Lauter neue Lehrer, viele neue Fächer - daran müssen sie sich dennoch schnell gewöhnen. Erleichtern will das eine spezielle Einstiegswoche. Am Abbe-Gymnasium heißt sie "Herbstzauber". Dabei soll auf interessante Weise das fächerübergreifende Lernen trainiert werden. Deutsch wird mit Geschichte kombiniert, Geografie mit Biologie. Sogar Mathematik mit Kunst. Wie denn das?, mag mancher staunen. Der Mathepart wird bestritten, indem die Schüler über geometrische Aufgaben einen Drachen entwerfen und Konstruktionszeichnungen anfertigen. Die künstlerische Komponente folgt, wenn das Fluggerät später bemalt wird. Und am Freitag werden dann alle Drachen vor Eltern und Mitschülern ausgestellt. Jeden Tag eine halbe Stunde Sport und eine halbe Stunde Musik ergänzen den sanften Einstieg.

Das Gymnasium Ruhla hat ebenfalls drei fünfte Klassen aufmachen können. Besonders erfreulich ist nach Auskunft von Schulleiter Klaus Rindschwentner, dass sich die Gesamtschülerzahl aus der Region Altensteiner Oberland/Bad Liebenstein (nicht nur in den fünften Klassen) auf 46 erhöht habe. Als erstes führt eine dreitägige Exkursion ins Landschulheim Untermaßfeld. "Lernen lernen", nennt sich das Projekt, bei dem verschiedene Lerntechniken trainiert werden. "Es geht aber auch ganz klar um das Kennenlernen im Klassenteam bei Musik, Spiel und Sport", begründete Rindschwentner.

Die 86 Fünftklässler im Melanchthon-Gymnasium in Gerstungen durften fünf Stunden am ersten Schultag nur mit ihrem Klassenlehrer verbringen, erzählt Schulleiter Gerald Taubert. Das dient nicht nur dem Kennenlernen, sondern ganz praktischen Dingen, z. B. wie die Kinder den Weg zur Bushaltestelle finden. Im Ergänzungsunterricht sowie in der Projektwoche bekommen die drei Klassen die Lerntechniken über das Projekt "Lernen, lernen" vieles beigebracht. Auch im Eisenacher Martin-Luther-Gymnasium gibt es ein festes Programm für die 5. Klassen. Alle 52 Schüler fahren nächste Woche ins Landschulheim. Das dient dem Kennenlernen und dem Trainieren von Lerntechniken, die man am Gymnasium braucht. "Das ist wichtig für die Fünfer, um sie mit dem Gymnasialunterricht vertraut zu machen", sagt Schulleiter Thomas Giesa. Und: Pro Woche gibt es am Luther-Gymnasium eine Unterrichtsstunde "Lernen lernen" beim Klassenlehrer, wo ebenfalls trainiert wird, wie man z. B. am besten Vokabeln einprägt.

Katja SCHMIDBERGER, Sven-Uwe VÖLKER


04.09.2007