Startchancen-Programm: Wir wollen ja keine Spielverderber sein …

Damit das klar ist: Die LEV begrüßt und unterstützt das Startchancen-Programm von Bund und Ländern ausdrücklich. Zum einen beteiligt sich der Bund endlich an den Kosten für gute Bildung, zum anderen erhalten diejenigen Unterstützung, die sie am meisten brauchen. Wir sind optimistisch und erwarten, dass die ausgewählten Schulen die angebotene Hilfe annehmen und mit Engagement und großer Fachkompetenz umsetzen.

Doch ungetrübte Freude will sich nicht einstellen. Die Summe von insgesamt 20 Milliarden Euro über zehn Jahre klingt immens, kann jedoch angesichts der riesigen Probleme in unserem Bildungssystem nur ein Anfang sein.

Auch tauchen sofort Fragen auf:

  • Wird der ländliche Raum vergessen? Werden die ca. 100 Schulen, die in Thüringen in den Genuss des Programms kommen, nur im städtischen Umfeld zu finden sein? – Schließlich legt der angekündigte Sozialindex eine Konzentration auf die Ballungsräume nahe.
  • Wenn die Schulträger ihre Mittel im Startchancen-Programm binden, was bleibt dann noch für anstehende Sanierungen der anderen Schulen? Das Programm darf ausdrücklich nicht für ohnehin notwendige Ausbauten und Sanierungen von Schulen verwendet werden.
  • Werden jetzt Fachkräfte von anderen Schulen abgezogen, an denen wiederum Lücken entstehen? – Das Startchancen-Programm umfasst die Neueinstellung von mehr Personal in den teilnehmenden Schulen. Doch der Markt ist leer. Zudem darf das Programm nicht verwendet werden, um den bereits bestehenden Lehrkräftemangel zu beheben.

Das Startchancen-Programm darf nicht dazu führen, dass andere Schulen vernachlässigt werden. Es muss einen Streueffekt entwickeln und seine positive Wirkung auch außerhalb der explizit geförderten Schulen entwickeln.

Wie gesagt, wir sind keine Spielverderber: Doch echte Bildungsgerechtigkeit entsteht nur, wenn sich alle Schulen zu guten Lernorten entwickeln. Dazu fordern wir das Engagement aller Beteiligten auch über das Startchancen-Programm hinaus.