Liebe Eltern,
das Jahr 2016 neigt sich dem Ende. Was ist beim Blick zurück in Erinnerung geblieben?
Die Neuordnung von Klassenfahrten und Wandertagen zu Beginn des Jahres führt weitreichende Nachwehen mit sich, werden doch bereits heute Planungen und Prioritäten für Klassenfahrten im Jahre 2018 abgefordert.
Erhebliche Nachwehen treten auch nach der Rückführung der Horte in den Landesdienst auf. Das Ende der kommunalisierten Horte, so scheint es, hat weitreichende Folgen für die Qualität der Betreuung in den Schulhorten, erreichen uns doch aus vielen Teilen Thüringens Beschwerden über fehlendes Personal, übergroße Hortgruppen, Einschränkungen in der Nachmittagsbetreuung oder wegbrechende Bildungs- und Betreuungsangebote. Oftmals können große Personallücken nur noch gestopft werden, indem an anderer Stelle neue Lücken aufgerissen werden. So ist es halt, wenn die Decke zu kurz ist.
Eine extrem knappe Decke haben wir auch beim Lehrerpersonal in Thüringen. Unterrichtsausfall ist in allen Schularten ein Problem, da hilft auch kein Verweis auf noch so rosige Statistiken. Ob die Verbeamtung von neuem Lehrerpersonal, so sie denn in Bälde kommen sollte, für Entspannung sorgen wird, betrachten wir mit einer kleinen Portion Skeptizismus. Nach den für uns öffentlich zugänglichen Quellen werden 500 Neueinstellungen im Jahr nicht mehr ausreichen, um den Unterricht in den allgemeinbildenden Thüringer Schulen abzusichern. Ob veränderte Schulstrukturen, insbesondere im ländlichen Bereich, hier für Entspannung sorgen könnten, darf bezweifelt werden. Einer ernsthaften Diskussion darüber scheint man(n) derzeit jedoch aus dem Weg zu gehen.
War das Jahr 2016 deshalb ein bildungspolitisch schlechtes Jahr?
Wir glauben, dass die ausgemachten Problemfelder nun so offensichtlich zu Tage getreten sind, dass zügig ernsthafte Lösungsansätze gefunden werden müssen. In diesem Sinn war 2016 keinesfalls schlecht, sondern eher das Jahr der Erkenntnis. Wir hoffen, dass die Erkenntnis alle Ressorts der Thüringer Landesregierung erreichen und ein konsequentes und lösungsorientiertes Handeln erzeugen möge. Bildung ist Thüringens einziger Rohstoff, der bei guter Pflege unbeschränkt wachsen kann.
Zum Thema Bildung hatte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Josef Kraus, Anfang Dezember noch Wichtiges mitzuteilen. Er forderte, dass Bayern das Berliner Abitur nicht mehr anerkennen solle. Das finden wir doch arg befremdlich. Als Elternvertreter sind wir, genauso wie Bayerische und Berliner Eltern, im Bundeselternrat organisiert. Ohne zu viel zu verraten, dürfen wir berichten, dass auch die Berliner Schülerinnen und Schüler nicht das Licht mit dem Stein ausmachen. Was gute Bildung ausmacht, war auch Thema im Bundeselternrat. Eine Selektion nach Herkunft wurde dabei jedenfalls nicht diskutiert.
Selektion sollte ohnehin kein Thema für uns sein. Die Probleme von morgen beginnen spätestens dort, wo wir Menschen im Heute an den Rand drängen. Kein Kind sollte die Erfahrung machen, wegen des Aussehens, der Herkunft, der körperlichen oder geistigen Verfassung, der Erziehung in einem anderen Glauben oder seines sozialen Status ein Außenseiter zu sein. Abkehren kann sich nur, wer am Rand steht, sonst hat man ja noch immer Menschen um sich.
Wir wünschen Ihnen, liebe Eltern, stets freundliche Menschen um sich zu haben.
Frohe und besinnliche Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr wünscht Ihnen Ihre Thüringer Landeselternvertretung. Bleiben Sie gesund und neugierig auf all das, was uns im kommenden Jahr erwartet.