Die Thüringer Landeselternvertretung ist enttäuscht von den Plänen der Landesregierung zur Ausgestaltung des Schüler- und Azubi-Tickets. Was zu Beginn der Legislaturperiode noch den Anschein eines ambitionierten Projekts der Landesregierung vermittelte, erweckt nun den Eindruck, dass der Berg kreiste und eine Maus gebar.
Die Landeselternvertretung macht sich seit Jahren für eine kostenfreie Beförderung aller Abiturienten, Lehrlinge und Auszubildende im Freistaat stark. Dies umso mehr, als dass durch das Ausdünnen des Berufsschulnetzes und durch die zu erwartenden Änderungen des Thüringer Schulgesetzes immer längere Anfahrtswege zu den Schulstandorten ergeben. Betroffen sind neben Lehrlingen und Auszubildenden auch Fachabiturienten und Abiturienten.
Kritik äußern die Landeselternvertreter insbesondere an der Tatsache, dass nur einige Thüringer Regionen überhaupt bei der Einführung eines Tickets berücksichtigt sind. Darüber hinaus sei weder bekannt, wer Bezugsberechtigter ist, noch wie das Ticket bezogen werden kann. In der Vergangenheit sind sowohl Abiturienten in der 11. und 12. Klasse als auch Vollzeitschüler, die zum Beispiel eine Ausbildung in sozialen Berufen absolvieren, schlichtweg vergessen worden.
Die gegenwärtigen Planungen sehen ein Azubiticket lediglich für den Schienennahverkehr in Thüringen und den Nahverkehr im Gebiet des Verkehrsverbunds Mittelthüringen vor. Damit sind die ohnehin schon abseits der Autobahnen A4 und A9 gelegenen Regionen Nord-, Ost- und Südthüringens abgehängt.
Statt sich der komplexen Aufgabe zu stellen, wurden vom Thüringer Infrastrukturministerium in den vergangenen Jahren immer weitere Hürden vorgeschoben, die bei sorgfältiger Planung rechtzeitig hätten erkannt und gelöst werden können. Das Bildungsministerium, in dessen Zuständigkeit die Beförderung der Abiturienten und Fachabiturienten fällt, hat sich mittlerweile vollständig aus dieser Verantwortung genommen, stattdessen erläutert das TMBJS lediglich die Gründe warum es nicht möglich ist ein solches Ticket einzuführen.
Die Einführung eines flächendeckenden, landesweiten Schüler- und Azubitickets darf nicht zur Frage nach Wohnort und Region herabgestuft werden. Sie ist eine Frage von Bildungsgerechtigkeit, die es Schülerinnen und Schülern, Lehrlingen und Auszubildenden in Thüringen ermöglichen soll und muss, eine Ausbildung in Thüringen aufzunehmen, abzuschließen und möglichst in Thüringen ein Studium und/oder einen Beruf aufzunehmen.