„Ich will, dass Sie mir Druck machen!“

„Ich will, dass Sie mir Druck machen!“ Dieser wohl einprägendste Satz des Thüringer Bildungsministers Helmut Holter richtete sich an die einhundert Elternvertreterinnen und Elternvertreter aus ganz Thüringen, die sich am vergangenen Wochenende anlässlich der 38. Landeselterntage in Gera trafen. Druck ist ordentlich im Kessel.
Das zeigte auch die Podiumsdiskussion am Freitagabend, deren Gäste die verschiedenen Betrachtungswinkel zum Gesetzentwurf eines Thüringer inklusiven Schulgesetzes deutlich machten. Die Runde war durchaus hochkarätig besetzt. Landrätin Christiane Schmidt-Rose veranschaulichte mit hoher Sachkompetenz die Herausforderungen, denen sich Schulträger in der Schulnetz- und
–Bedarfsplanung durch die Regelungsvorhaben zu Schülermindestzahlen und Kooperationsmodellen gegenüber sehen. Dabei machte sie deutlich, dass auch das beste Kooperationsmodell das Risiko des Scheiterns in sich birgt und das Gegenteil von Standorterhalt bewirken kann. Gunter Zeuke als Vertreter der GEW Thüringen sprach klare Worte zum uns seit Jahren beschäftigenden Personalproblem und überzeugte dabei insbesondere mit seiner Beschreibung aus der Sicht erfahrenen Lehrers. Axel Weyrauch, Schulleiter der Gemeinschaftsschule Wenigenjena beeindruckte die Gäste mit seiner Beschreibung vom Gemeinsamen Unterricht. Seine Ausführungen zum professionellen Umgang mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Schule und den Herausforderungen, denen sich Lehrer und Eltern im Interesse des Kindes zu stellen haben, fanden viel Zuspruch.

Insbesondere beim Thema „Gemeinsamer Unterricht“ gab es aus dem Publikum viel Kritik, die sich an die Vertreterin des TMBJS, Frau Dr. Kindervater, richtete. Dass man am Ministerium viele der Problemlagen erkannt hat und diesen mit einer Fülle an Maßnahmen begegnet, belegte Dr. Kindervater mit einer Reihe von Statistiken. Hannes Leiteritz von der Landesschülervertretung berichtete, dass es auch aus der Schülerschaft vermehrt Kritik über gemeinsamen Unterricht gäbe, da sich zunehmend Schüler ohne Förderbedarf ungenügend gefördert fühlen.
Der von Minister Holter geforderte Druck war bereits hier zu spüren.
Die Klärung der Ressourcenfrage wird zentrales Problem sowohl der aktuellen und auch jeder künftigen Landesregierung sein. Minister Holter kündigte an, in der kommenden Woche nochmals mit der Finanzministerin über die Finanzierung von Lehrerstellen, aber auch über die sonderbaren Wege des Stellenabbaupfads der Landesregierung zu verhandeln. Stellenabbaupfad beschreibt die widersinnige Situation, dass es noch immer Beschlusslage der Landesregierung ist, Personal auch im Bereich von Lehrerstellen abzubauen.
Wir geben zu bedenken: Wenn der Dachstuhl brennt, löscht man das Feuer weder mit einem Teelöffel noch mit dem Vorschlaghammer. Das sollte Herr Minister Holter vielleicht auch einmal der Thüringer Finanzministerin veranschaulichen.